Behörden und Unternehmen verpflichten sich zur stärkeren Nutzung von recycelten Kunststoffen © Europäische Union, 2014, Quelle: EU-Kommission - Audiovisueller Dienst, Fotograf*in: Jennifer Jacquemart

20.09.2019 Brüssel. Bis zum Jahr 2025 sollen in Europa jährlich zehn Millionen Tonnen recycelter Kunststoffe bei der Herstellung neuer Produkte eingesetzt werden. Dazu haben sich heute (Freitag) mehr als 100 öffentliche und private Partner in der Erklärung der Allianz für die Kunststoffkreislaufwirtschaft verpflichtet, darunter BASF, Henkel und mehrere deutsche Verpackungshersteller. Die Erklärung kann auf der Website der Kommission auch weiterhin – insbesondere durch Behörden aus ganz Europa – unterzeichnet werden. Wirtschaftsverbände und Unternehmen sind ebenfalls aufgefordert, freiwillige Zusagen zur stärkeren Verwendung bzw. Herstellung recycelter Kunststoffe abzugeben.

In der Erklärung wird dargelegt, wie die Allianz das Ziel, bis zum Jahr 2025 in Europa jährlich zehn Millionen Tonnen recycelter Kunststoffe bei der Herstellung neuer Produkte einzusetzen, erreichen wird. Dieses Ziel wurde von der Europäischen Kommission 2018 im Rahmen ihrer Strategie für Kunststoffe festgelegt und soll einen Beitrag zu den Bemühungen zur Förderung des Recyclings von Kunststoffen in Europa leisten.

Der für nachhaltige Entwicklung zuständige Erste Vizepräsident der Kommission, Frans Timmermans, erklärte: „Ich freue mich, dass sich die Branche bereit erklärt hat, die Art und Weise, in der wir Kunststoffe herstellen und verwenden, zu überdenken. Wenn wir Kunststoffe effizient recyceln, sorgen wir für einen saubereren Planeten. Und wir tun etwas gegen den Klimawandel, wenn wir fossile Brennstoffe im Produktionsprozess durch Kunststoffabfälle ersetzen.“

Elżbieta Bieńkowska, die für Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU verantwortliche EU-Kommissarin, sagte: „Hier eröffnet sich uns die Gelegenheit, unsere Industrie weltweit führend in recycelten Kunststoffen zu machen. Wir sollten diese Chance bestmöglich wahrnehmen, um die Umwelt zu schützen, neue Arbeitsplätze in diesem Sektor zu schaffen und wettbewerbsfähig zu bleiben.“

In der von kleinen und mittleren Firmen, Großunternehmen, Wirtschaftsverbänden, Normungsgremien, Forschungseinrichtungen sowie lokalen und nationalen Behörden unterzeichneten Erklärung wird die Zielvorgabe von zehn Millionen Tonnen gebilligt. Ferner wird dazu aufgerufen, keine Kunststoffabfälle mehr in die Natur gelangen zu lassen und unbehandelte Abfälle nicht mehr in Deponien zu entsorgen. Die Erklärung enthält folgende konkrete Maßnahmen zur Erreichung des Ziels:

  • Verbesserung der Gestaltung von Kunststoffprodukten, damit diese leichter recycelt werden können und mehr recycelte Kunststoffe enthalten;
  • Erschließung des ungenutzten Potenzials für die Sammlung, das Sortieren und das Recycling von Kunststoffabfällen in der gesamten EU sowie Ermittlung der entsprechenden Investitionslücken;
  • Erarbeitung einer Forschungs- und Entwicklungsagenda für eine kreislauforientierte Kunststoffwirtschaft;
  • Einrichtung eines transparenten und zuverlässigen Überwachungssystems zur Erfassung aller Ströme von Kunststoffabfällen in der EU.

Die nächsten Schritte

Die Erklärung kann auf der Website der Kommission nach wie vor von Behörden, Wirtschaftsverbänden und Unternehmen unterzeichnet werden. Interessenten können unter folgender Adresse weitere Auskünfte erhalten: GROW-ENV-RPLASTICS-PLEDGE@ec.europa.eu

Hintergrund

In der EU wird das Potenzial für das Recycling von Kunststoffabfällen – insbesondere im Vergleich zu anderen Materialien wie Papier, Glas oder Metallen – weiterhin kaum ausgeschöpft. Von über 27 Millionen Tonnen Kunststoffabfällen, die jedes Jahr in Europa gesammelt werden, landet weniger als ein Drittel in Recyclinganlagen. Infolgedessen wurden 2016 weniger als 4 Millionen Tonnen recycelter Kunststoffe in Europa verkauft, was kaum 8 Prozent des EU-Markts für Kunststoffe entspricht. Die Allianz billigt die Zielvorgabe der EU, wonach bis 2025 in der EU 10 Millionen Tonnen recycelter Kunststoffe verkauft werden sollen, und verpflichtet sich auf diese Weise dazu, den EU-Markt für recycelte Kunststoffe um mehr als 150 Prozent expandieren zu lassen.

Die Europäische Kommission kündigte am 11. Dezember 2018 die Gründung der Allianz für die Kunststoffkreislaufwirtschaft an. Im Anschluss daran wurden die freiwilligen Verpflichtungen der Industrie zu mehr recycelten Kunststoffen einer vorläufigen Bewertung unterzogen. Demnach sind die Zusagen von Anbietern recycelter Kunststoffe ausreichend, um bis 2025 die Zielvorgabe der EU, zehn Millionen Tonnen Kunststoffe in Europa zu recyceln, zu erreichen und gar zu übertreffen. Da die Zusagen der Verwender recycelter Kunststoffe (also Kunststoffe verarbeitender und herstellender Unternehmen) jedoch ungenügend waren, bedurfte es weiterer Maßnahmen, um die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu schließen.

Die Allianz für die Kunststoffkreislaufwirtschaft hielt ihrer erste Sitzung am 5. Februar 2019 anlässlich der Europäischen Industrietage ab. Die Teilnehmer verständigten sich darauf, in den Kunststoffwertschöpfungsketten gemeinsam darauf hinzuarbeiten, dass bis 2025 in der EU zehn Millionen Tonnen recycelter Kunststoffe in Produkten Verwendung finden. Sie vereinbarten, sich vorrangig mit fünf Aspekten zu befassen:

  1. Sammlung und Sortierung von Kunststoffabfällen,
  2. Produktgestaltung für das Recycling,
  3. Anteil aus recyceltem Kunststoff in Produkten,
  4. FuE sowie Investitionen, zum Beispiel im Hinblick auf chemisches Recycling, und
  5. Überwachung recycelter Kunststoffe in der EU.

Es wurden unverzüglich Arbeitsgruppen eingesetzt, die konkrete Lösungen erarbeiten sollen. Sie traten im Frühjahr 2019 zusammen, um die heute unterzeichnete Erklärung abzufassen.

Links zum Thema:

EU-Kunststoffstrategie: PressemitteilungFactsheets und Memo.

Quelle dieser Informationen: EU-Nachrichten der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland.