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EU unterstützt marktreife Innovationen von europäischen Unternehmen – auch in München und Berlin © Europäische Union, 2018, Quelle: EU-Kommission - Audiovisueller Dienst, Fotograf*in: Mauro Bottaro

08.06.2020 Brüssel. Die Europäische Kommission hat heute (Montag) über den Europäischen Innovationsrat (EIC) fast 166 Millionen Euro an 36 Unternehmen zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie vergeben. Darüber hinaus erhalten weitere 36 Unternehmen über 148 Millionen Euro als Beitrag zum Europäischen Aufbauplan. Damit belaufen sich die Gesamtinvestitionen aus „Horizont 2020“, dem Forschungs- und Innovationsprogramm der EU, in der aktuellen Ausschreibungsrunde auf 314 Millionen Euro. Zu den erfolgreichen deutschen Unternehmen gehören eine Firma aus München und drei aus Berlin.

Die Münchener Firma Advitos hat ein Therapiesystem entwickelt, dass das Potenzial hat, die Überlebenschancen von COVID-19-Patienten zu erhöhen, die an schwerem Multiorganversagen (MOF) leiden. Die Blutreinigungstherapie kombiniert die Leber-, Lungen- und Nierenunterstützung und die direkte pH-Korrektur des Blutes in einem Gerät und soll dazu beitragen, in der Corona-Krise Leben zu retten.

Die Berliner Firma Content Flow bietet eine komplette Livestreaming-Plattform, die von einem einzigen Hub ausgeht. Content Flow hilft Unternehmen dabei, auch während der Pandemie weiterhin Informationen per Live-Streaming auszutauschen und Veranstaltungen online zu stellen. Sie bietet u.a. Flexibilität für verschiedene Formate, Streaming in Full-HD und Restreaming auf alle wichtigen sozialen Plattformen (z.B. Facebook, Twitter, YouTube).

Ebenfalls in Berlin ansässig ist Tretbox, die den Ono Pedal Assisted Transporter (PAT) entwickelt haben, der die Stadtlogistik verändern soll. Die Pandemie hat die Nachfrage nach Paketzustellung erneut enorm ansteigen lassen. Dennoch haben sich die Zustellungsmethoden in den letzten 90 Jahren kaum weiterentwickelt. Ono PAT soll hier Abhilfe schaffen. Das Elektrofahrzeug kombiniert die Flexibilität und Vorteile eines Fahrrads mit der Haltbarkeit und Ladekapazität eines Transporters.

Streem.ai aus Berlin hat ein Tool zur Erkennung von KI-Anomalien für große Mengen von Zeitreihendaten in Echtzeit entwickelt. Die Kerntechnologie von Streem.ai trägt auch zu qualitativ hochwertigeren und effizienteren Virustests bei, indem sie Diagnosegeräte überwacht und Testergebnisse analysiert, um Muster für die Forschung zu ermitteln.

Mariya Gabriel, Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, erklärte: „Das enorme Talent und die bahnbrechenden Ideen innovativer europäischer Unternehmen geben uns Hoffnung. Indem wir unsere Unterstützung für den Europäischen Innovationsrat aufstocken, erschließen wir ihr Potenzial und können so besser gegen das Coronavirus vorgehen und den Aufbau Europas unterstützen. Der EIC hat auf die Coronakrise rasch reagiert und die Flexibilität und Wirksamkeit der Förderung durch die EU bewiesen.“

Die ausgewählten 36 Unternehmen, die zum Kampf gegen das Coronavirus beitragen werden, werden an zukunftsweisenden Projekten arbeiten. Zudem wurden 139 Unternehmen, die gegen das Coronavirus vorgehen und in dieser Runde aufgrund von Haushaltszwängen keine Mittel erhalten konnten, mit dem neu eingeführten COVID-19-Exzellenzsiegel ausgezeichnet. Dieses ist ein Zeichen der Anerkennung für ihre wertvollen Vorschläge und soll ihnen dabei helfen, Unterstützung aus anderen Finanzierungsquellen zu gewinnen.

Weitere 36 Unternehmen, die den europäischen Aufbauplan unterstützen sollen, werden in einer Vielzahl von Sektoren und Projekten tätig sein, dazu zählt etwa die Entwicklung stärkerer und höherer Windkraftanlagentürme aus Holzmodulen, die Potenzial für eine massive Senkung der Windenergiekosten bieten, ein System zur Produktion von biologischem Dünger und eine auf der Blockchain-Technologie beruhende Lösung für nachhaltiges Recycling im verarbeitenden Gewerbe. Schließlich wurden 679 Exzellenzsiegel für Vorschläge hoher Qualität verliehen, die die Kriterien für eine Finanzierung durch den EIC erfüllten, aber aufgrund begrenzter Haushaltsmittel nicht gefördert werden konnten.

Eine Rekordzahl von fast 4.000 Start-ups sowie kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) hatte sich im März für das Accelerator-Pilotprojekt des EIC beworben; über 1.400 von ihnen legten Innovationsvorschläge von Bedeutung für den Coronavirus-Ausbruch vor. Aus diesem Grund wurden für diese Finanzierungsrunde kürzlich weitere 150 Millionen Euro bewilligt, mit denen der Gesamtbetrag der Mittel für innovative Unternehmen 314 Millionen Euro erreichte. Die für eine Förderung ausgewählten Start-ups und KMU stammen aus 16 Ländern: 12 EU-Mitgliedstaaten, dem Vereinigten Königreich und drei assoziierten Ländern.

Hintergrund

Von den 314 Millionen Euro an EIC-Finanzierungen werden 174 Millionen Euro in Form von Beteiligungsinvestitionen gewährt. Das Accelerator-Pilotprojekt des EIC bietet seit seiner Einführung Mitte 2019 zusätzlich zur Unterstützung durch Finanzhilfen von bis zu 2,5 Millionen Euro die Option direkter Beteiligungsinvestitionen in Höhe von bis zu 15 Millionen Euro. Bislang haben über 10.000 Start-ups und KMU Anträge im Gesamtwert von über 26 Milliarden Euro gestellt. Von den 72 Unternehmen, denen heute Förderung gewährt wurde, sollen 46 durch Beteiligungsinvestitionen unterstützt werden.

Beteiligungsinvestitionen unterliegen einer vertieften Sorgfaltsprüfung und werden von dem künftigen EIC-Fonds verwaltet, der sich aktiv um Koinvestoren bemühen wird. Unternehmen, die vom EIC gefördert werden, können auch eine breite Palette von Dienstleistungen im Bereich Coaching, Mentoring und Beratung/Geschäftsbeschleunigung nutzen. Diese Dienstleistungen werden erstmals für Unternehmen mit dem COVID-19-Exzellenzsiegel bereitgestellt.

Im Europäischen Innovationsrat (European Innovation Council, EIC) werden die wichtigsten EU-Instrumente zur Innovationsförderung vereint. Die Palette reicht von innovativer Technologieforschung über marktnahe Projektförderung bis hin zu Risikofinanzierungsinstrumenten. Der EIC soll ab 2021 Innovationen auf EU-Ebene gezielter unterstützen. Innovationen sollen so schneller auf den Markt gelangen und damit mehr Wachstum und Beschäftigung schaffen.

In der letzten Programmperiode von Horizont 2020 werden seit 2018 die wesentlichen Elemente des EIC in einer Pilotphase als EIC-Arbeitsprogramm getestet. Zu den wichtigsten Neuerungen gehört der EIC Accelerator. Im EIC Accelerator wird die Durchführung eines ein- bis zweijährigen Innovationsprojekts gefördert. Am Ende soll als Projektergebnis ein marktreifes Produkt, Verfahren oder eine Dienstleistung stehen. Der EIC Accelerator Pilot fördert risikoreiche Innovationsprojekte, die für die antragstellenden Unternehmen mit einem großen Potenzial zur Steigerung des Wachstums und der Wettbewerbsfähigkeit verbunden sind.

Die EIC-Unterstützung für bahnbrechende Ideen zur Bekämpfung des Coronavirus ist Teil der gemeinsamen Anstrengungen der EU zur Überwindung der Krise. Am 4. Mai war die Kommission Gastgeberin eines Coronavirus-Gipfels für eine weltweite Krisenreaktion, auf dem bislang 9,8 Milliarden Euro an Spenden gesammelt wurden. Die Kommission sagte bei dieser Geberkonferenz 1,4 Milliarden Euro zu, davon 1 Milliarde Euro über Horizont 2020. Letzterer Betrag soll die gemeinsame Entwicklung und den universellen Einsatz von Diagnostika, Behandlungen und Impfstoffen gegen das Coronavirus sicherstellen. Ende Mai kündigte die Kommission die nächsten Schritte im Rahmen der weltweiten Coronavirus-Krisenreaktion an, nämlich den Start einer neuen Kampagne mit der internationalen Interessenvertretung Global Citizen, „Global Goal: Unite For Our Future“, deren Höhepunkt ein weltweiter Spendengipfel am 27. Juni bilden wird.

Überdies hat die Kommission vor Kurzem ihren Vorschlag für einen umfassenden Aufbauplan für Europa vorgelegt. Damit der Aufbau nachhaltig, gerecht, ausgewogen, inklusiv und fair für alle Mitgliedstaaten ist, schlägt die Kommission vor, ein neues Aufbauinstrument namens „Next Generation EU“ zu schaffen, das in einen leistungsstarken, modernen und umgestalteten EU-Haushalt eingebettet ist. Im Rahmen des Aufbauinstruments „Next Generation EU“ wird eine Aufstockung der Haushaltsmittel für Horizont Europa um 13,5 Milliarden Euro vorgeschlagen, mit der europäische Unterstützung für Forschungs- und Innovationstätigkeiten im Bereich Gesundheit und Klima, auch für bahnbrechende Innovationen von Start-ups und KMU, bereitgestellt werden soll.

Links zum Thema:

Coronavirus: EU stellt 314 Millionen Euro für innovative Unternehmen zur Bekämpfung des Virus und zur Unterstützung des Aufbaus bereit
Presseinformation der EU-Kommission vom 08.06.2020.

Liste der für eine Finanzierung ausgewählten Unternehmen

Website des aufgestockten Pilotprojekts des Europäischen Innovationsrats (EIC)

Quelle dieser Informationen: EU-Nachrichten der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland