Gleichstellung zwischen Frauen und Männern: Kommission dringt auf mehr Fortschritte © Europäische Gemeinschaften, 1996, Quelle: EU-Kommission - Audiovisueller Dienst

05.03.2020 Brüssel. Frauen in Europa sind gegenüber Männern nach wie vor benachteiligt – von geschlechtsbezogener Gewalt hin zu Unterschieden bei Beschäftigung, Bezahlung, Pflege und Renten. Die Kommission hat heute (Donnerstag) in ihrer Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter konkrete Schritte vorgestellt, um die Chancengleichheit für alle zu verwirklichen. „Die Gleichstellung zwischen Frauen und Männern ist zwar ein wesentlicher Grundsatz der Europäischen Union, sie ist aber noch lange nicht verwirklicht. In der Wirtschaft, in der Politik und in der Gesellschaft als Ganzes können wir unser volles Potenzial nur entfalten, wenn wir unsere Kompetenzen und Vielfalt vollumfänglich zum Einsatz bringen“, so Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

„Nur die Hälfte unserer Bevölkerung, unserer Ideen oder unserer Energie einzusetzen, reicht einfach nicht aus. Mit der Gleichstellungsstrategie drängen wir auf mehr und raschere Fortschritte bei der Förderung der Gleichstellung von Männern und Frauen“, so von der Leyen weiter. Um das Problem der ungleichen Bezahlung zu beheben‚ hat die Kommission heute zudem eine öffentliche Konsultation zur Entgelttransparenz gestartet und wird bis Ende 2020 verbindliche Maßnahmen vorlegen.

Die für Werte und Transparenz zuständige Kommissions-Vizepräsidentin Vera Jourová sagte: „Europa ist trotz aller Defizite ein guter Platz für Frauen. Unsere Gesellschaft befindet sich in einem grundlegenden ökologischen und digitalen Wandel. Wir müssen sicherstellen, dass Frauen und Männer die gleichen Chancen haben und dass bestehende Ungleichheiten durch diesen Wandel nicht noch weiter verschärft werden. Vielmehr müssen wir die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Frauen als Akteurinnen für einen gerechten Übergang fungieren können – sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich.“

Die für Gleichheitspolitik zuständige EU-Kommissarin Helena Dalli erklärte: „Das Streben nach Gleichheit bedeutet nicht, dass etwas von einem Korb in einen anderen verschoben werden muss. Gleichheit ist eine unendliche Ressource, die für alle in ausreichendem Maße vorhanden ist. Diskriminierung hingegen kommt die Menschen, die darunter leiden, und die Gesellschaft als Ganzes durch mangelnde persönliche Anerkennung, die Aushebelung des Leistungsprinzips und den Verlust von Talenten und Innovationen teuer zu stehen. Mit der Gleichstellungsstrategie verankern wir die Gleichstellung zwischen Frauen und Männern im Zentrum der Politikgestaltung in der EU. Wir wollen sicherstellen, dass Frauen nicht zusätzliche Hürden überwinden müssen, um das zu erreichen, was für Männer selbstverständlich ist, sondern dass sie stattdessen ihr volles Potenzial entfalten können.“

Konkrete Maßnahmen für die Gleichstellung 2020-2025

Die Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter 2020-2025 legt zentrale Maßnahmen für die nächsten fünf Jahre fest und verpflichtet sich, zu gewährleisten, dass die Kommission die Gleichstellungsperspektive in alle Politikbereiche der EU einbeziehen wird. Ferner wird dargelegt, wie die Kommission das Versprechen von Präsidentin von der Leyen einhalten will, in Europa Chancengleichheit für alle zu verwirklichen, die dieselben Ziele verfolgen.

Bisher hat kein EU-Mitgliedstaat die vollständige Gleichstellung von Frauen und Männern erreicht. Es werden nur langsam Fortschritte erzielt, wobei die geschlechtsbedingten Unterschiede in den Bereichen Beschäftigung, Bezahlung, Pflege und Renten fortbestehen. Um diese Lücken zu schließen und Europa in die Lage zu versetzen, sein Potenzial in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft voll auszuschöpfen, enthält die Strategie eine Reihe zentraler Maßnahmen, darunter: Beendigung von geschlechtsbezogener Gewalt und Geschlechterstereotypen, Gewährleistung der gleichen Teilhabe und der gleichen Chancen am Arbeitsmarkt, einschließlich des gleichen Entgelts, und Verwirklichung einer ausgewogenen Vertretung von Frauen und Männern in Entscheidungspositionen und Politik.

1. 33 Prozent der Frauen in der EU haben körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren, 55 Prozent wurden sexuell belästigt. Europa muss Gewalt und bestehende Stereotypen gegen Frauen überwinden. Um dies zu erreichen, werden in der Strategie rechtliche Maßnahmen gefordert, um Gewalt gegen Frauen unter Strafe zu stellen. Die Kommission beabsichtigt insbesondere, die Straftatbestände, in denen eine Harmonisierung in ganz Europa möglich ist, auf bestimmte Formen der Gewalt gegen Frauen auszudehnen, einschließlich sexueller Belästigung, Missbrauch von Frauen und Genitalverstümmelung bei Frauen. Darüber hinaus wird die Kommission das Gesetz über digitale Dienste vorschlagen, um klarzustellen, welche Maßnahmen von Plattformen erwartet werden, um illegale Aktivitäten und Gewalt gegen Frauen im Internet zu bekämpfen.

2. Frauen in der EU verdienen im Durchschnitt 16 Prozent weniger als Männer, und sie sind noch immer mit Hindernissen konfrontiert, wenn sie auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen wollen. Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist die Grundlage für eine innovative, wettbewerbsfähige und florierende europäische Wirtschaft. Angesichts der demografischen Herausforderungen und des ökologischen und digitalen Wandels wird sich die Unterstützung für Frauen, um Jobs in Bereichen mit Fachkräftemangel zu finden – insbesondere im Technologie- und KI-Sektor – positiv auf die europäische Wirtschaft auswirken. Um das Problem der ungleichen Bezahlung zu beheben‚ leitet die Kommission heute eine öffentliche Konsultation zur Entgelttransparenz ein und wird bis Ende 2020 verbindliche Maßnahmen vorlegen. Um es Frauen zu ermöglichen, sich auf dem Arbeitsmarkt zu entfalten, wird die Kommission sich verstärkt bemühen, die EU-Standards für die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben durchzusetzen, damit Frauen und Männer wirklich die Chance haben, sich gleichermaßen persönlich wie auch beruflich zu entwickeln. Die Gleichstellung der Geschlechter auf dem Arbeitsmarkt, bei sozialer Inklusion und Bildung werden im Rahmen des Europäischen Semesters ständig überwacht.

3. Frauen sind in Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert, auch in den größten Unternehmen in der EU, in denen nur 8 Prozent der Vorstandsvorsitzenden Frauen sind. Damit Frauen unter anderem in Unternehmen Führungspositionen bekleiden können‚ wird die Kommission auf die Annahme ihres Vorschlags für eine ausgewogene Vertretung von Frauen und Männern in den Leitungsorganen von Unternehmen aus dem Jahr 2012 drängen. Ebenso wird sie die Teilhabe von Frauen an der Politik fördern, so etwa bei den Wahlen zum Europäischen Parlament 2024 und durch die Bereitstellung von Mitteln und den Austausch bewährter Verfahren. Um mit gutem Beispiel voranzugehen, hat sich die Kommission zum Ziel gesetzt, bis Ende 2024 auf allen Führungsebenen Geschlechterparität zu erreichen.

Einbeziehung der Geschlechterperspektive in alle Politikbereiche der EU

Unter der Leitung der für Gleichstellungsfragen zuständigen Kommissarin Helena Dalli und mit Unterstützung der neu eingerichteten Task-Force für Gleichheitspolitik wird die Kommission die Geschlechterperspektive in alle Politikbereiche und wichtigen Initiativen der EU einbeziehen (sog. „Gender Mainstreaming“). Die zentralen Herausforderungen, vor denen die EU heute steht – darunter Klima- und digitaler Wandel –, haben eine geschlechtsspezifische Dimension. Die Ziele der Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter spiegeln sich auch in den weltweiten Maßnahmen der EU wider, mit denen die Rolle der Frau gestärkt und geschlechtsbezogene Gewalt bekämpft werden soll.

Hintergrund

Eine Union der Gleichheit ist eine der wichtigsten Prioritäten der Kommission Ursula von der Leyens, wie ihren politischen Leitlinien zu entnehmen ist. Die heute vorgestellte Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter ist die erste Strategie der Kommission im Bereich der Gleichstellung, mit der die von der Präsidentin in ihren politischen Leitlinien eingegangenen Verpflichtungen umgesetzt werden.

Links zum Thema:

Mitteilung – Eine Union der Gleichheit: Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter 2020-2025

Factsheet – Hin zu einer Union der Gleichheit

Öffentliche Konsultation zur Entgelttransparenz

Offene Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen zum Abbau geschlechtsbedingter Unterschiede – Einreichfrist: 1. April 2020

Offene Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen zur Verhütung und Bekämpfung jeglicher Form von Gewalt gegen Kinder, Jugendliche und Frauen – Frist: 1. April 2020

Europäisches Institut für Gleichstellungsfragen

Quelle dieser Informationen: EU-Nachrichten der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland.