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  • Künstliche Intelligenz: EU-Kommission lässt Vorschläge zu ethischen Leitlinien in der Praxis testen

08.04.2019 Brüssel. Eine unabhängige europäische Expertengruppe hat heute (Montag) ihre ethischen Leitlinien für vertrauenswürdige künstliche Intelligenz (KI) vorgelegt. Darin enthalten sind sieben Anforderungen, die Vertrauen in KI schaffen sollen. Sie betreffen die Fragen nach der Kontrolle, der Sicherheit, dem Datenschutz, der Nichtdiskriminierung, der Nachhaltigkeit, der Verantwortlichkeit und der Transparenz der Algorithmen. In einer Pilotphase will die EU-Kommission nun von Unternehmen, Forschern und Behörden in der ganzen EU wissen, ob diese ethischen Leitlinien für Künstliche Intelligenz in die Praxis umgesetzt werden können.

Der Vizepräsident für den digitalen Binnenmarkt, Andrus Ansip, begrüßte die Arbeit der unabhängigen Experten und betonte, dass nur mit Vertrauen die Gesellschaft in vollem Umfang von den Technologien profitieren könne. „Ethische Künstliche Intelligenz ist ein Win-Win-Angebot, das zu einem Wettbewerbsvorteil für Europa werden kann: eine Führungsrolle in der menschenzentrierten Künstlichen Intelligenz zu übernehmen, der die Menschen vertrauen können.“

Die für digitale Wirtschaft und Gesellschaft zuständige Kommissarin Mariya Gabriel fügte hinzu: „Heute machen wir einen wichtigen Schritt in Richtung ethischer und sicherer KI in der EU. Wir verfügen nun über ein solides Fundament auf der Grundlage der EU-Werte und folgen einem umfassenden und konstruktiven Engagement vieler Interessengruppen, darunter Unternehmen, Hochschulen und die Zivilgesellschaft. Wir werden diese Anforderungen nun in die Praxis umsetzen und gleichzeitig eine internationale Diskussion über humanzentrierte KI fördern.“

Die Kommission verfolgt einen dreistufigen Ansatz:

A. Festlegung der wichtigsten Anforderungen an eine vertrauenswürdige KI

Sieben wesentliche Anforderungen für die Erreichung einer vertrauenswürdigen KI

Eine vertrauenswürdige KI sollte alle anwendbaren Gesetze und Vorschriften sowie eine Reihe von Anforderungen einhalten. Spezifische Bewertungslisten sollen dazu beitragen, die Anwendung jeder der wichtigsten Anforderungen zu überprüfen:

  • Menschliches Handeln und Kontrolle: KI-Systeme sollten gerechte Gesellschaften ermöglichen, indem sie menschliche Handlungsweisen und Grundrechte unterstützen. Sie sollen nicht die menschliche Autonomie verringern, einschränken oder irreführen.
  • Robustheit und Sicherheit: Eine vertrauenswürdige KI erfordert, dass die Algorithmen sicher, zuverlässig und robust genug sind, um Fehler oder Inkonsistenzen während aller Lebensphasen von KI-Systemen zu vermeiden.
  • Datenschutz und Datenverwaltung: Die Bürger sollten die volle Kontrolle über ihre eigenen Daten haben, während die sie betreffenden Daten nicht dazu verwendet werden, sie zu schädigen oder zu diskriminieren.
  • Transparenz: Die Rückverfolgbarkeit von KI-Systemen sollte gewährleistet sein.
  • Vielfalt, Nichtdiskriminierung und Fairness: Die KI-Systeme sollten das gesamte Spektrum der menschlichen Fähigkeiten, Fähigkeiten und Anforderungen berücksichtigen und die Zugänglichkeit sicherstellen.
  • Gesellschaftliches und ökologisches Wohlergehen: KI-Systeme sollten eingesetzt werden, um den positiven sozialen Wandel zu fördern und Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung zu stärken.
  • Verantwortlichkeit: Es sollten Mechanismen geschaffen werden, um die Verantwortung und Rechenschaftspflicht für KI-Systeme und deren Ergebnisse zu gewährleisten.

B. Großes Pilotprojekt mit Partnern

Im Sommer 2019 wird die Kommission eine Pilotphase einleiten, an der ein breites Spektrum von Interessengruppen beteiligt ist. Bereits heute können Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Organisationen der Europäischen KI-Allianz beitreten und erhalten eine Benachrichtigung, wenn das Pilotprojekt beginnt. Darüber hinaus werden Mitglieder der hochrangigen Expertengruppe der KI helfen, die Leitlinien den relevanten Interessengruppen in den Mitgliedstaaten vorzustellen und zu erläutern.

C. Schaffung einer internationalen Übereinkunft für eine KI, in der der Mensch im Mittelpunkt steht

Die Kommission möchte diesen Ansatz der KI-Ethik auf die globale Ebene bringen, denn Technologien, Daten und Algorithmen kennen keine Grenzen. Zu diesem Zweck wird die Kommission die Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Partnern wie Japan, Kanada oder Singapur verstärken und weiterhin eine aktive Rolle bei internationalen Diskussionen und Initiativen einschließlich der G7 und G20 spielen. In die Pilotphase werden auch Unternehmen aus anderen Ländern und internationale Organisationen einbezogen.

Die heutigen Pläne sind Teil der KI-Strategie, den die EU-Kommission im April 2018 vorgestellt hat. Sie zielen darauf ab, die öffentlichen und privaten Investitionen im Laufe des nächsten Jahrzehnts auf mindestens 20 Milliarden Euro jährlich zu steigern, mehr Daten bereitzustellen, Talente zu fördern und Vertrauen zu schaffen.

Links zum Thema:

Building trust in human-centric artificial intelligence
Mitteilung der EU-Kommission vom 08.04.2019.

Ethische Leitlinien

Faktenblatt zu künstlicher Intelligenz

Hochrangige Expertengruppe zur KI

European AI Alliance

Quelle dieser Informationen: EU-Nachrichten der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland.