02.04.2019 Brüssel. Die Zahl der hungernden und unterernährten Menschen weltweit ist nach wie vor alarmierend hoch. Zwar ist die Zahl 2018 gegenüber 2017 von 124 Millionen Menschen auf 113 Millionen leicht gesunken, aber die Bekämpfung von Mangelernährung kommt zu langsam voran. Dies bestätigt ein heute (Dienstag) gemeinsam von der EU, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) vorgelegter Bericht.

„Die Ernährungsunsicherheit ist nach wie vor eine globale Herausforderung. Der heute vorgelegte Globale Bericht über Ernährungskrisen verdeutlicht die Notwendigkeit einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen Akteuren der humanitären Hilfe, der Entwicklungszusammenarbeit und der Friedenskonsolidierung, um Ernährungskrisen wirkungsvoll zu bekämpfen und zu verhindern. Ein stärkeres Globales Netzwerk gegen Ernährungskrisen kann dazu beitragen, für die Notleidenden die konkreten Veränderungen herbeizuführen, die sie benötigen“, sagte Neven Mimica, EU-Kommissar für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung.

Christos Stylianides, EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenmanagement, ergänzte: „Ernährungskrisen sind nach wie vor eine globale Herausforderung, die unser gemeinsames Handeln erfordert. Die EU verstärkt ihre humanitären Anstrengungen kontinuierlich. In den letzten drei Jahren hat die EU mit insgesamt fast 2 Milliarden Euro mehr Mittel denn je für humanitäre Nahrungsmittelhilfe und Nährstoffversorgung bereitgestellt. Ernährungskrisen verschärfen sich zunehmend und nehmen immer komplexere Formen an. Wir brauchen daher innovative Lösungen, um sie zu bewältigen und zu verhindern. Der Globale Bericht bietet die Grundlage für die Formulierung der nächsten Maßnahmen des Globalen Netzwerks gegen Ernährungskrisen, die auf eine Verbesserung unserer Koordinierungsmechanismen abzielen werden.“

Aus diesem Grund stellt die EU im Zeitraum 2014 bis 2020 fast 9 Milliarden Euro für Initiativen in den Bereichen sichere Nahrungsmittel- und Nährstoffversorgung sowie nachhaltige Landwirtschaft bereit, die in über 60 Ländern durchgeführt werden.

Der diesjährige Bericht wird im Rahmen einer zweitägigen hochrangig besetzten Veranstaltung zum Thema „Ernährung und Landwirtschaft in Krisenzeiten“ vorgestellt, die heute in Brüssel beginnt.

Die wichtigsten Ergebnisse des Berichts:

  • Die Zahl von 113 Millionen Menschen, die von Ernährungskrisen betroffen sind, bedeutet einen leichten Rückgang gegenüber 2017, als es 124 Millionen waren. Allerdings lag die Zahl der Menschen weltweit, die mit Ernährungskrisen konfrontiert waren, in den letzten drei Jahren weiterhin bei mehr als 100 Millionen. Zudem ist die Zahl der betroffenen Länder gestiegen. Hinzu kommt, dass in weiteren 42 Ländern 143 Millionen Menschen von akutem Hunger bedroht sind.
  • Fast zwei Drittel der Menschen, die von akutem Hunger betroffen sind, verteilen sich auf nur 8 Länder: Afghanistan, Demokratische Republik Kongo, Äthiopien, Nigeria, Südsudan, Sudan, Syrien und Jemen. In 17 Ländern ist die Zahl der mit akutem Hunger konfrontierten Menschen entweder auf dem gleichen Niveau geblieben oder gestiegen.
  • Klima- und Naturkatastrophen hatten 2018 für weitere 29 Millionen Menschen akute Ernährungsunsicherheit zur Folge. 13 Länder, darunter Nordkorea und Venezuela, wurden mangels Daten nicht in die Analyse einbezogen.

„Aus dem Globalen Bericht geht klar hervor, dass die Zahl der Menschen, die von akuter Ernährungsunsicherheit – der extremsten Form des Hungers – betroffen sind, trotz eines leichten Rückgangs im Jahr 2018 immer noch viel zu hoch ist. Wir müssen in großem Maßstab auf die Verzahnung von humanitärer Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit und Friedensförderung hinarbeiten, um die Resilienz der betroffenen gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu stärken. Um Leben zu retten, müssen wir auch die Lebensgrundlagen retten“, so der Generaldirektor der FAO, José Graziano da Silva.

„Um den Hunger wirklich zu beseitigen, müssen wir seine Ursachen angehen: Konflikte, Instabilität, Auswirkungen von Klimaschocks. Zur Verwirklichung des Ziels ‚Kein Hunger‘ müssen Jungen und Mädchen gut ernährt und gut ausgebildet werden, die Teilhabe von Frauen muss tatsächlich gewährleistet sein und die ländliche Infrastruktur muss gestärkt werden. Durch Programme, die Gemeinschaften resilienter und stabiler machen, wird auch die Zahl der Hungernden sinken. Hier sind auch die Staats- und Regierungschefs der ganzen Welt in der Pflicht: Sie müssen Verantwortung übernehmen und dazu beitragen, diese Konflikte zu lösen, und zwar jetzt“, erklärte der WEP-Exekutivdirektor David Beasley.

Die Ergebnisse des Berichts zeigen mit aller Deutlichkeit, dass eine verstärkte Zusammenarbeit, die Prävention, Vorsorge und Reaktion miteinander verknüpft, notwendig ist, um den dringenden humanitären Bedarf und die tieferen Ursachen des Hungers, wie Klimawandel, wirtschaftliche Schocks, Konflikte und Vertreibung, anzugehen. Er zeigt auch, dass ein einheitlicher Ansatz und ein Handeln mit Blick auf die gesamten humanitären und entwicklungspolitischen Dimensionen von Ernährungskrisen sowie mehr Investitionen in die Entschärfung von Konflikten und die Sicherung eines dauerhaften Friedens erforderlich sind.

Hintergrund

Der Globale Bericht wird jährlich vom Globalen Netzwerk gegen Ernährungskrisen erstellt, dem verschiedene internationale Partner aus dem Bereich der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit angehören. Neben innovativen Ansätzen und Lösungen zur Prävention und Bewältigung von Ernährungskrisen soll dabei auch ein Fahrplan für künftige gemeinsame Maßnahmen erörtert werden. Zu den wichtigsten Ergebnissen des Berichts siehe hier.

Akute Ernährungsunsicherheit liegt vor, wenn ein Mensch aufgrund eines fehlenden Zugangs zu genügend Nahrung in unmittelbare Lebensgefahr bzw. Existenznot geraten ist. Als Maßstab dienen international akzeptierte Einstufungen für extremen Hunger, wie die Integrated Food Security Phase Classification (IPC) und der Cadre Harmonisé.

Chronischer Hunger liegt dann vor, wenn ein Mensch nicht genügend Nahrung zu sich nehmen kann, um über einen längeren Zeitraum ein normales, aktives Leben zu führen. Dem jüngsten FAO-Bericht „State of Food Security and Nutrition“ vom September 2018 zufolge hungern weltweit 821 Millionen Menschen.

Folgende Partner haben an dem Globalen Bericht über Ernährungskrisen 2019 mitgewirkt: Zwischenstaatliche Behörde für Entwicklung (IGAD), Ständiger zwischenstaatlicher Ausschuss für Dürrebekämpfung in der Sahelzone (Comité permanent Inter-Etats de Lutte contre la Sécheresse au Sahel – CILSS), Europäische Union, FAO, Global Support Unit der Integrated Food Security Phase Classification (IPC), International Food Policy Research Institute (IFPRI), Famine Early Warning Systems Network (FEWS NET), Global Food Security Cluster, Amt der Vereinten Nationen für die Koordination humanitärer Angelegenheiten (OCHA), Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC), Sistema de la Integración Centroamericana (SICA), UNICEF, USAID und WEP.

Links zum Thema:

Global Report on Food Crises: acute hunger still affecting over 100 million people worldwide
Pressemitteilung der EU-Kommission vom 02.04.2019.

Der Bericht: Global Report on Food Crises 2019

Informationen zu der Konferenz “Food and agriculture in times of crisis”

Quelle dieser Informationen: EU-Nachrichten der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland.