PresseInformation des Niedersächsischen Ministeriums für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung vom 17.12.2020.
Hannover. Niedersachsen und Andalusien starten ein Pilotprojekt zur dualen Berufsausbildung in Spanien. Mit der Online-Konferenz des gemeinsamen Steuerungskomitees begann am heutigen Donnerstag die Vorbereitung. Bis September 2021 soll für die ersten jungen Spanierinnen und Spanier eine Ausbildung für Transport und Logistik beginnen. Diese orientiert sich am deutschen dualen System und endet nach drei Jahren mit einem vergleichbaren Fachabschluss.
Das Pilotprojekt steht im Mittelpunkt einer Kooperationsvereinbarung des niedersächsischen Ministeriums für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung sowie des Niedersächsischen Kultusministeriums mit dem Ministerium für Bildung und Sport der Autonomen Region Andalusien zur Weiterentwicklung der beruflichen Bildung in Andalusien. Es wird komplett aus spanischen und europäischen Mitteln finanziert und soll mit Unterstützung niedersächsischer Expertenteams die Grundlage für eine nachhaltige und europaweit vergleichbare Berufsausbildung in Spanien schaffen.
„Der Start des Pilotprojekts ist gerade in dieser schwierigen Zeit ein Signal unserer Solidarität mit den jungen Menschen in Andalusien“, sagte Europaministerin Birgit Honé. „Wir schaffen Perspektiven sowohl für eine Senkung der generell hohen spanischen Jugendarbeitslosigkeit als auch für den wirtschaftlichen Wiederaufbau nach der Corona-Krise. Das ist eine gemeinsame europäische Aufgabe, die wir gern meistern wollen“, ergänzte sie. Auf ihre Initiative habe Niedersachsen das Projekt zur Senkung der Arbeitslosigkeit junger Menschen in Südeuropa seit 2016 verfolgt.
Nach einem „Erasmus+“-Projekt zusammen mit Andalusien und der italienischen Region Kampanien, das Möglichkeiten einer am deutschen Modell angelehnten dualen Ausbildung untersuchte, könne nun der Startschuss zur Umsetzung gegeben werden. „Ich bin optimistisch, dass wir damit einen ersten Schritt für eine Weiterentwicklung der dualen Berufsausbildung machen, die den heutigen Anforderungen entspricht und die Jugendlichen in Südeuropa den Einstieg in eine bezahlte Berufsausbildung und bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt bietet“, ergänzte die Ministerin.
„Wir haben mit dem Pilotprojekt wie auch durch das europäische „Erasmus+“-Programm die Möglichkeit, gemeinsam von der Weiterentwicklung der dualen Berufsausbildung zu lernen. Es ist wichtig, dass die Ausbildung ständig die aktuellen und künftigen Anforderungen aufnimmt, aber auch die europäische Perspektive und Mobilität“, sagte Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne.
Bis zum Sommer sollen mit Hilfe niedersächsischer Expertinnen und Experten Lehr- und Ausbildungspläne für die Berufsschule in Sevilla und die Logistikbetriebe erarbeitet werden. Wegen der Corona-Einschränkungen werden die Teams aus Niedersachsen und Andalusien das Projekt digital vorbereiten. Workshops in Niedersachsen und Andalusien sollen folgen, sobald risikofreie Reisen wieder möglich sind.
Dann sollen auch Austausch und Zusammenarbeit zwischen Schulen intensiviert werden. Ein Ziel der Landesregierung sei, dass niedersächsische Jugendliche nicht nur bis zum Ende der Ausbildung einen Aufenthalt im europäischen Ausland hätten, sondern mit ihrem Berufsabschluss dort ebenso arbeiten könnten wie Jugendliche aus den Programmländern des EU-Bildungsprogramms „Erasmus+“ in Niedersachsen.
Über Erasmus+:
Erasmus+ ist das Programm für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport der Europäischen Union für den Zeitraum 2014 bis 2020. In dieser Zeit haben mehr als vier Millionen Menschen von dem Programm profitiert. Ab 2021 soll ein Nachfolgeprogramm mit deutlich erhöhtem Budget in Kraft treten. Rund zwölf Millionen Menschen sollen von dem Programm profitieren. Ziel ist es, dass das Leben, Lernen und Arbeiten in einem anderen europäischen Land als dem eigenen zur Selbstverständlichkeit wird.