13.06.2019 Brüssel. 80 Prozent der Deutschen haben von den neuen europäischen Datenschutzvorschriften gehört, aber nicht immer machen die Menschen ausreichend von ihren Rechten Gebrauch. So liest sich nur jeder zehnte Deutsche die Datenschutzerklärungen vollständig durch, EU-weit sind es 13 Prozent. Das geht aus einem heute (Donnerstag) veröffentlichten Eurobarometer hervor, das die Kommission anlässlich des ersten Jahres der Anwendung der EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) veröffentlicht hat. Die Kommission startet ab sofort eine Sensibilisierungskampagne, mit der die Bürger ermutigt werden sollen, Datenschutzerklärungen durchzulesen und ihre Datenschutzeinstellungen so zu optimieren, dass sie nur noch solche personenbezogenen Daten mitteilen, zu deren Preisgabe sie bereit sind.

EU-Justizkommissarin Věra Jourová sagte: „Eines unserer wichtigsten Ziele besteht darin, den Europäerinnen und Europäern dabei zu helfen, die Kontrolle über ihre personenbezogenen Daten zurückzugewinnen. Von den 60 Prozent der Europäerinnen und Europäer, die überhaupt Datenschutzerklärungen lesen, lesen jedoch lediglich 13 Prozent diese Erklärungen vollständig durch. Grund hierfür ist, dass die Erklärungen zu lang oder zu schwierig zu verstehen sind. Daher möchte ich noch einmal darauf drängen, dass alle Online-Unternehmen ihre Datenschutzerklärungen präzise, transparent und für alle Nutzer verständlich formulieren. Zudem möchte ich alle Europäerinnen und Europäer ermutigen, von ihren Datenschutzrechten Gebrauch zu machen und ihre Datenschutzeinstellungen zu optimieren.“

Andrus Ansip, der für den digitalen Binnenmarkt zuständige Vizepräsident, erklärte: „Die Bürgerinnen und Bürger Europas sind sich ihrer digitalen Rechte inzwischen stärker bewusst. Das macht Mut für die Zukunft. Allerdings haben lediglich drei von zehn Europäerinnen und Europäern schon von allen ihren neuen Datenschutzrechten gehört. Für die Unternehmen ist das Vertrauen ihrer Kunden eine harte Währung, und dieses Vertrauen beginnt mit dem Verständnis der Datenschutzeinstellungen und dem Vertrauen in diese Einstellungen. Um seine Rechte ausüben zu können, muss man sie kennen. Insofern ist eine klarere und einfachere Anwendung der Datenschutzvorschriften für beide Seiten von Vorteil.“

Die auf den Antworten von 27.000 Europäerinnen und Europäern basierende Eurobarometer-Umfrage hat ergeben, dass 73 Prozent aller Befragten schon von mindestens einem der sechs durch die Datenschutz-Grundverordnung garantierten Rechte, auf die sich die Umfrage bezog, gehört haben. Den meisten Befragten bekannt war das Recht auf den Zugang zu ihren personenbezogenen Daten (65 Prozent), gefolgt vom Recht auf Berichtigung sachlich falscher Daten (61 Prozent), vom Recht auf Widerspruch gegen die Übermittlung von Direktwerbung (59 Prozent) und vom Recht auf Löschung ihrer eigenen Daten (57 Prozent).

Zudem wissen 67 Prozent der Befragten von der Datenschutz-Grundverordnung und 57 Prozent von ihren nationalen Datenschutzbehörden. Die Umfrageergebnisse zeigen zudem, dass der Datenschutz ein wichtiges Anliegen ist: 62 Prozent aller Befragten sorgen sich, dass sie keine vollständige Kontrolle über ihre online übermittelten personenbezogenen Daten haben.

Aus diesem Grund veranstaltet die Europäische Kommission heute eine Diskussionsveranstaltung mit Vertretern von nationalen Behörden, EU-Behörden und Unternehmen, auf der eine Bilanz des ersten Jahres der Anwendung der EU-Datenschutz-Grundverordnung gezogen werden soll und an der auch EU-Kommissarin Jourová teilnehmen wird.
Die Kommission über die Anwendung der Datenschutz-Grundverordnung im Jahr 2020 berichten.

Hintergrund

Die Datenschutz-Grundverordnung ist ein einheitliches Regelwerk, das auf einem gemeinsamen EU-weiten Konzept für den Schutz personenbezogener Daten beruht und in den Mitgliedstaaten unmittelbar anwendbar ist. Sie stärkt das Vertrauen, indem sie natürlichen Personen die Kontrolle über ihre personenbezogenen Daten zurück gibt und gleichzeitig den freien Verkehr personenbezogener Daten zwischen den EU-Mitgliedstaaten garantiert. Der Schutz personenbezogener Daten ist ein Grundrecht in der Europäischen Union.

Die Datenschutz-Grundverordnung ist seit dem 25. Mai 2018 in Kraft. Seitdem haben fast alle Mitgliedstaaten ihre nationalen Rechtsvorschriften an die Datenschutz-Grundverordnung angepasst. Die nationalen Datenschutzbehörden sind dafür zuständig, die neuen Vorschriften durchzusetzen und stimmen ihre Maßnahmen dank der neuen Kooperationsmechanismen und des Europäischen Datenschutzausschusses besser aufeinander ab. Sie erstellen Leitlinien zu zentralen Aspekten der Datenschutz-Grundverordnung, um die Umsetzung der neuen Vorschriften zu unterstützen.

Auf der heutigen Veranstaltung finden drei Podiumsdiskussionen statt:

  • Podiumsdiskussion 1 – Wie wirksam ist die Durchsetzung?
  • Podiumsdiskussion 2 – Datenschutz als Chance für Unternehmen
  • Podiumsdiskussion 3 – Wie nutzen Einzelpersonen ihre neuen Rechte?

Links zum Thema:

Eurobarometer: vollständige Ergebnisse der Eurobarometer-Sonderumfrage zum Thema Datenschutz einschließlich länderspezifischer Informationsblätter

Hintergrundinformationen: Übernehmen Sie die Kontrolle über Ihre virtuelle Identität!

Jubiläumsveranstaltung über das erste Jahr der Anwendung der Datenschutz-Grundverordnung: Bestandsaufnahme in der EU und darüber hinaus

Portal der Datenschutz-Grundverordnung – Reform der EU-Datenschutzbestimmungen 2018

Bericht der aus mehreren Interessenträgern bestehenden Expertengruppe über die Anwendung der DSGVO

Datenschutz-Grundverordnung: ein Jahr nach dem Inkrafttreten
Presseinformation der EU-Kommission vom 22.05.2019.

Digitaler Binnenmarkt: Kommission veröffentlicht Leitlinien zum freien Verkehr nicht personenbezogener Daten
Presseinformation der EU-Kommission vom 29.05.2019.

Quelle dieser Informationen: EU-Nachrichten der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland.