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Rechnungshof: EU-Institutionen verlieren wegen Sparkurs an Attraktivität als Arbeitgeber – besonders bei Deutschen © Europäische Union, 2018, Quelle: EU-Kommission - Audiovisueller Dienst, Fotograf*in: Mauro Bottaro

25.09.2019 Brüssel. Dank der Personalreform von 2014 werden die EU-Institutionen im Zeitraum 2014-2020 insgesamt 4,2 Milliarden Euro eingespart haben. Langfristig sinken die Personalkosten um zusätzliche 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. Laut einem neuen Bericht des Europäischen Rechnungshofs hat die EU-Kommission dabei ihre Ziele übererfüllt. Die obersten Rechnungsprüfer zeigen allerdings auch die Schattenseiten auf. „Das Sparen hat seinen Preis: Zu wenige Deutsche interessieren sich noch für die EU-Institutionen“, sagte Jörg Wojahn, Vertreter der Europäischen Kommission in Deutschland. Besonders bei Berufseinsteigern verliert die EU als Arbeitgeber hierzulande an Attraktivität. Deutsche sind in den EU-weiten Auswahlverfahren deutlich unterrepräsentiert.

„Auf mehr deutsche Bedienstete in Brüssel hoffen und gleichzeitig die Konditionen verschlechtern: diese Rechnung geht nicht auf“, warnte Wojahn: „Ich bin sicher, dass Berlin dies bei den gegenwärtigen Verhandlungen über die künftige Finanzierung der EU fest im Blick hat.“ Wojahn weiter: „Wir können die Union auch mit EU-Beamten aus anderen EU-Ländern verwalten, denn wir nehmen nur die Besten. Doch in einer Reihe von Mitgliedstaaten, besonders in Deutschland, haben wir Schwierigkeiten, mit anderen Arbeitgebern zu konkurrieren. Das schadet der Vielfalt und damit langfristig der Gestaltungskraft.“

Die Personalreform von 2014 hat einen Stellenabbau bei den EU-Bediensteten um fünf Prozent gebracht. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum (2015-2018) ist in Deutschland die Zahl der Beschäftigten aller öffentlichen Arbeitgeber des Bundes um 3,6 Prozent gewachsen. Die Stellenstreichungen auf EU-Ebene sind dabei nicht mit weniger, sondern mit zusätzlichen Aufgaben für die Europäische Union einhergegangen: Die Bewältigung der Herausforderungen der Migration, der Aufbau einer Sicherheitsunion und die Umsetzung der Investitionsoffensive für Europa sind nur einige Beispiele.

„Nur mit einem europäischen öffentlichen Dienst, der die besten Köpfe aus ganz Europa anzieht, können wir die künftigen Herausforderungen und Projekte der Union meistern: den Kampf gegen den Klimawandel, die digitale Revolution, die Sicherung der Stellung Europas in einer Welt mit immer stärkeren Konkurrenten“, erklärte Wojahn: „Genau deshalb brauchen wir im Maschinenraum der EU in den kommenden Jahren auch ein stabiles Budget.“

Der Rechnungshof weist darauf hin, dass die Kommission und EU-Institutionen im Absolventenbarometer des Trendence-Instituts im Jahr 2016 den 15. Platz unter den beliebtesten potenziellen Arbeitgebern in der EU belegten. Die nach Ländern aufgeschlüsselten Ergebnisse zeigen erhebliche Unterschiede, wie attraktiv die Kommission als Arbeitgeber wahrgenommen wird. Demnach lag die Kommission in Frankreich auf Platz 7 (4,8 Prozent) und in Spanien auf Platz 15 (3,5 Prozent), in Deutschland jedoch nur auf Platz 31 (2,2 Prozent).

Die Folge: Deutschland verfügt in den Einsteiger-Besoldungsgruppen AD 5-8 über deutlich weniger EU-Bedienstete, als gemessen an seiner erwerbstätigen Bevölkerung im Vergleich zu anderen EU-Staaten verhältnismäßig wäre. Wäre die Bilanz geografisch ausgeglichen, würden mehr als 500 Deutsche mehr in diesen Besoldungsgruppen bei der Europäischen Kommission arbeiten.

„Ungünstigere Beschäftigungsbedingungen haben die Attraktivität der EU als Arbeitgeber gemindert, und das in einer Zeit, in der sie in etlichen Mitgliedstaaten ohnehin Schwierigkeiten hat, ausreichend Personal zu gewinnen“, schlussfolgert auch der Rechnungshof.

Links zum Thema:

Sonderbericht des Europäischen Rechnungshofes: Umsetzung des Personalreformpakets 2014 bei der Kommission – hohe Einsparungen, aber nicht ohne Folgen für die Bediensteten

Quelle dieser Informationen: EU-Nachrichten der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland.