Vermittlung von Medienkompetenz: Spiel hilft dabei, irreführende Online-Inhalte zu durchschauen – Wissenschaft im Dialog (WiD) bringt es nach Deutschland

29.04.2019 Berlin. Gerade im Internet ist es schwierig, zwischen glaubwürdigen Quellen und unseriösen Nachrichten zu unterscheiden. Weil insbesondere junge Menschen ihre Informationen hauptsächlich aus dem Netz beziehen, stellt sich die Frage: Wie können sie sensibilisiert werden für Falschmeldungen, die dort in manipulativer Absicht verbreitet werden? Dafür bringt Wissenschaft im Dialog (WiD) das Online-Spiel Bad News nach Deutschland. Es ist kostenlos und ab sofort online verfügbar unter www.getbadnews.de.

Dass Falschmeldungen ein ernstes Problem sind, zeigt sich zum Beispiel bei Diskussionen über den Klimawandel. Fake News, die den menschlichen Einfluss auf das globale Klima mit Hilfe fragwürdiger Quellen anzweifeln, erreichen in den sozialen Netzwerken mitunter eine stärkere Resonanz als große Nachrichtenseiten. Dadurch entsteht der Eindruck, es gäbe keinen tragfähigen wissenschaftlichen Konsens zu diesem Thema.

Doch das Problem mit „schlechten“ Nachrichten beschränkt sich nicht auf Meldungen, die einfach nur falsch sind. Wer im Internet Reichweite erzielen, Reaktionen bekommen und Meinungen beeinflussen will, kann zum Beispiel übertreiben, aus dem Kontext reißen, Angst verbreiten oder Gerüchte streuen. Das entspricht zwar nicht der guten journalistischen Praxis, bringt mitunter aber Erfolg – und ist für Leserinnen und Leser schwer zu durchschauen.

An diesem Punkt setzt das Spiel Bad News an, indem die Spielerinnen und Spieler selbst in die Rolle eines Internet-Betrügers schlüpfen. Sie erfinden ihr eigenes Nachrichtenportal und sollen möglichst viele Follower gewinnen. Das erweist sich als Herausforderung: Die Spielerinnen und Spieler müssen Skandale und Sensationen in die Welt setzen. Doch gleichzeitig dürfen sie nicht durch allzu offensichtliche Lügen unglaubwürdig werden. Im Zuge des Spiels lernen sie auf diese Weise verschiedene Strategien der Desinformation kennen – angefangen mit einfachen Twitter-Meldungen über die Verunglimpfung von Faktenprüfern bis hin zur Verbreitung von Verschwörungstheorien. Am Ende wird deutlich, dass irreführende Online-Inhalte ernste reale Konsequenzen haben können.

Das Spiel hat einen wissenschaftlichen Hintergrund. Sozialpsychologen der Universität Cambridge fanden heraus: Wer sich, so wie im Spiel, bereits mit inszenierten Fake News auseinandergesetzt hat, fällt nicht so leicht auf „echte“ Desinformation herein. Da auf diese Weise eine Art Resistenz aufgebaut wird, ist das Phänomen vergleichbar mit einer „Impfung“ gegen falsche Informationen. Dies bezeichnet man als „Inokulationstheorie“.

Zusammen mit der Organisation DROG aus Den Haag, die sich gegen die Verbreitung von Desinformation einsetzt – ihr Name ist angelehnt an das niederländische Wort „bedrog“ für Betrug, Täuschung –, entwickelten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Cambridge ein Spiel, das zunächst auf Englisch und Niederländisch erschien. In England war es bereits ein Erfolg und erreicht in einem Jahr mehr als 400.000 Menschen. Wissenschaft im Dialog, die Organisation für Wissenschaftskommunikation in Deutschland, bringt das Spiel nun in deutschsprachige Länder. Es passt zu den Zielen der gemeinnützigen Initiative WiD: Die Stärkung eines wissenschaftlich informierten gesellschaftlichen Dialogs bedeutet auch, über Falschmeldungen und Mechanismen der Desinformation aufzuklären.

Das Spiel kann insbesondere für die Medienerziehung im Schulunterricht eingesetzt werden. Für Kinder gibt es eine Junior-Version ab acht Jahren – denn dann machen viele von ihnen ihre ersten Schritte im Internet. Die Fassung für ältere empfiehlt WiD für Jugendliche ab vierzehn Jahren und Erwachsene. Für Lehrerinnen und Lehrer steht Begleitmaterial mit weiterführenden Informationen zur Verfügung.

Spiel: www.getbadnews.de
Junior-Version: www.getbadnews.de/junior
Weitere Infos: www.wissenschaft-im-dialog.de/projekte/bad-news

Der Abdruck dieser Pressemitteilung erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Wissenschaft im Dialog (WiD)