19.11.2020 Brüssel. Da mehr und mehr Menschen aus Äthiopien in die sudanesische Grenzregion flüchten, hat die Europäische Kommission heute (Donnerstag) 4 Millionen Euro Soforthilfe mobilisiert. „Der sich zuspitzende Konflikt in der Region Tigray in Äthiopien hat eine dramatische humanitäre Krise ausgelöst. Mit diesen ersten Mitteln unterstützen wir äthiopische Flüchtlinge, die ihre Heimat verlassen mussten“, so Janez Lenarčič‚ EU-Kommissar für Krisenmanagement. „Eine dauerhafte Lösung kann jedoch nur durch die Einstellung der Feindseligkeiten erreicht werden.“
Lenarčič sagte weiter: „Wir fordern die Konfliktparteien in Äthiopien nachdrücklich auf, humanitären Helfern uneingeschränkten und ungehinderten Zugang zu allen von den Kämpfen betroffenen Gebieten zu gewähren. Die Zivilbevölkerung zahlt den Preis für diesen Konflikt – sie muss geschützt werden und das humanitäre Völkerrecht muss eingehalten werden. Ich begrüße die Bereitschaft Sudans, den vor dem Konflikt in Äthiopien Geflüchteten Zuflucht zu gewähren.“
Der Hohe Vertreter der EU für Außen und Sicherheitspolitik Josep Borrell und Kommissar Lenarčič hatten in einem gemeinsamen Statement ihre Besorgnis über ethnisch ausgerichtete Maßnahmen, Hassreden und Behauptungen über Gräueltaten in Äthiopien geäußert. Weiter heißt es in dem Statement: „Die Gefahr einer größeren humanitären Krise steht unmittelbar bevor und eine sofortige Deeskalation ist notwendig. Alle Parteien sollten Zurückhaltung üben und ihre Aufrufe bekräftigen, die Aufstachelung zu Hass und Gewalt zu vermeiden.“
Die heute angekündigten Mittel werden Nichtregierungsorganisationen und den Einrichtungen der Vereinten Nationen in den Bundesstaaten Kassala und Gedaref im Osten des Sudan zugutekommen, die einen plötzlichen Zustrom von Flüchtlingen verzeichnen, durch den sich die humanitäre Notlage vor Ort weiter verschärft. Die Flüchtlinge erhalten lebenswichtige Hilfe zur Deckung des grundlegenden Bedarfs, wie Unterkünfte, Lebensmittel und Gesundheitsversorgung, Sanitärversorgung und Hygiene sowie Schutzmaßnahmen.
Nach dem Ausbruch des Konflikts in der äthiopischen Region Tigray Anfang des Monats haben mehr als 29.000 Flüchtlinge in den beiden sudanesischen Bundesstaaten an der Grenze zu Äthiopien Zuflucht gefunden.
Hintergrund
Durch den Zustrom äthiopischer Flüchtlinge in Sudan in der vergangenen Woche sind dringend zusätzliche Ressourcen für die Aufnahme von Vertriebenen, die auf ihrer Flucht oft kaum persönliche Dinge mitnehmen konnten, und die Vorbereitungen für die Ankunft weiterer Flüchtlingsströme notwendig.
Schon vor dieser neuen Flüchtlingskrise war Sudan selbst aufgrund von Konflikten, einer sich verschlimmernden Wirtschaftskrise, beispiellosen Überschwemmungen, einer Heuschreckenplage und der Coronavirus-Pandemie mit einer katastrophalen humanitären Lage konfrontiert.
Sudan ist mit mehr als 1 Millionen Geflüchteten, die hauptsächlich aus Südsudan stammen, bereits jetzt eines der Länder, das weltweit die meisten Flüchtlinge aufgenommen hat.
Links zum Thema:
Tigray-Konflikt: Humanitäre Hilfe der EU für äthiopische Flüchtlinge auf dem Weg in den Sudan
Presseinformation der EU-Kommission vom 19.11.2020.
Humanitäre Hilfe der EU in Sudan
Humanitäre Hilfe der EU in Äthiopien
Gemeinsames Statement des Hohen Vertreters Borrell und Kommissar Lenarčič
Quelle dieser Informationen: EU-Nachrichten der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland.