22.09.2020 Brüssel. Weniger Kosten, weniger Emissionen und weniger Verspätungen: Das sind die Ziele, die die Europäische Kommission seit 2004 mit ihren Vorstößen für einen Einheitlichen Europäischen Luftraum erreichen will. EU-Verkehrskommissarin Adina Vălean hofft die festgefahrenen Verhandlungen mit den Mitgliedstaaten wieder in Gang zu bringen: „Flugzeuge müssten manchmal einen Zick-Zack-Kurs zwischen verschiedenen Lufträumen fliegen, was Verspätungen und einen erhöhten Treibstoffverbrauch zur Folge hat“, sagte Vălean heute (Dienstag) in Brüssel. Ihr neuer Vorschlag würde die Emissionen durch besseres Flugrouten-Management um bis zu 10 Prozent senken und die digitale Innovation durch die Öffnung des Marktes für Datendienste fördern.
Im vergangenen Jahr haben allein die Verspätungen 6 Milliarden Euro an Kosten und 11,6 Millionen Tonnen an zusätzlichen CO2-Emissionen verursacht. Bereits 2004 hatte die EU-Kommission ihre Initiative für den Einheitlichen Europäischen Luftraum (Single European Sky, SES) gestartet, um die Grenzen im Luftraum über Europa abzubauen und die Leistung des nationalen Flugverkehrsmanagements zu verbessern. Ein Vorschlag für eine Revision des einheitlichen europäischen Luftraums (SES 2+) wurde 2013 von der Kommission vorgelegt, aber die Verhandlungen im Rat sind seit 2015 wieder ins Stocken geraten. Ein Hauptgrund für den Stillstand der Gespräche war die Uneinigkeit zwischen dem Vereinigten Königreich und Spanien über den Status des Flughafens von Gibraltar. Nach dem Brexit besteht dieses Hindernis nicht mehr.
Im Jahr 2019 wurde eine Expertengruppe eingesetzt, um die aktuelle Situation und den künftigen Bedarf für das Flugverkehrsmanagement in der EU zu bewerten, was zu mehreren Empfehlungen führte. Die neuen Kommissionsvorschläge werden von einem ausführlichen Arbeitspapier der Kommissionsdienststellen begleitet.
Wenn die Flugsicherungskapazitäten nicht angepasst werden, bringt es unnötige CO2-Emissionen mit sich, wenn Piloten gezwungen werden, in einem überlasteten Luftraum zu fliegen, anstatt eine direkte Flugroute zu nehmen, und dasselbe gilt, wenn Fluggesellschaften längere Strecken zurücklegen, um Gebührenzonen mit höheren Tarifen zu vermeiden.
Der europäische Green Deal, aber auch neue technologische Entwicklungen wie der breitere Einsatz von Drohnen haben die Digitalisierung und Dekarbonisierung des Verkehrs in den Mittelpunkt der EU-Luftverkehrspolitik gerückt.
Die Eindämmung der Emissionen bleibt eine große Herausforderung für die Luftfahrt. Der Einheitliche Europäische Luftraum gewährleistet ein kooperatives Netzwerkmanagement, das es den Luftraumnutzern ermöglicht, ökologisch optimale Routen zu fliegen. Und er wird digitale Dienste ermöglichen, die nicht unbedingt das Vorhandensein einer lokalen Infrastruktur erfordern.
Um sichere und kosteneffiziente Flugverkehrsmanagement-Dienste zu gewährleisten, schlägt die Kommission u.a. folgende Maßnahmen vor:
- Stärkung des europäischen Netzes und seines Managements, um Überlastungen und suboptimale Flugrouten zu vermeiden;
- Förderung eines europäischen Marktes für Datendienste, die für ein besseres Flugverkehrsmanagement benötigt werden;
- Straffung der wirtschaftlichen Regulierung von Flugverkehrsdiensten, die im Auftrag der Mitgliedstaaten erbracht werden, um eine größere Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit zu fördern;
- Förderung einer besseren Koordinierung bei der Definition, Entwicklung und Einführung innovativer Lösungen.
Weitere Schritte
Der aktuelle Vorschlag wird dem Rat und dem Parlament zur Beratung vorgelegt. Anschließend, nach der endgültigen Annahme des Vorschlags, müssen die Durchführungsrechtsakte und die delegierten Rechtsakte mit Experten vorbereitet werden, um detailliertere und technische Fragen zu klären.
Links zum Thema:
Die vollständige Pressemitteilung
Der Fragen und Antworten Katalog
Quelle dieser Informationen: EU-Nachrichten der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland.