12.04.2021 Brüssel. Experten haben eine strategische Vorausschau für die EU-Bioökonomie im Jahr 2050 erstellt. Der heute (Montag) vorgestellte Bericht der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission stellt vier Szenarien für eine zukünftige EU-Bioökonomie vor. Die Szenarien beschreiben, inwieweit jedes Szenario zu den Zielen der Bioökonomie-Strategie der EU und zu Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung beitragen würde.
Die Bioökonomie umfasst alle Wirtschafts- und Industriezweige, die für die Erzeugung von Nahrungsmitteln, Materialien, Energie und Dienstleistungen auf erneuerbare biologische Ressourcen vom Land und vom Meer angewiesen sind, wie z. B. Kulturpflanzen, Wälder, Fisch, Tiere und Mikroorganismen.
Sie macht einen wichtigen Teil der EU-Wirtschaft aus, erwirtschaftete 4,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und beschäftigte 8,9 Prozent der Erwerbsbevölkerung in der EU-27 im Jahr 2017. Die Bioökonomie-Strategie der EU von 2018 zielt darauf ab, eine nachhaltige und kreislauforientierte Bioökonomie für Europa zu entwickeln und die Verbindung zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt zu stärken.
In Zusammenarbeit mit der Generaldirektion Forschung und Innovation hat die Gemeinsame Forschungsstelle der Kommission ein Netz von Forschungsexperten aufgebaut, das mit zukunftsorientierten Analysen zum Wissenszentrum der Europäischen Kommission für Bioökonomie beitragen soll. Ein Team von sechs Experten hat auf der Grundlage von Erkenntnissen von mehr als 50 weiteren Fachleuten aus allen Bereichen Politik, Zivilgesellschaft, Industrie und Wissenschaft die vier Alternativszenarien für die Bioökonomie der EU im Jahr 2050 entwickelt:
1. Szenario „Do it for us“: Es wird ein kohärentes und kohärentes Maßnahmenpaket konzipiert und umgesetzt, um einen radikalen Wandel in den Versorgungssystemen zu fördern, doch die Gesellschaft widersetzt sich erheblichen Veränderungen.
2. Szenario „Do it together“: Sowohl das politische System als auch die Gesellschaft sind auf die Verwirklichung des Ziels der Klimaneutralität und der Ziele für nachhaltige Entwicklung abgestimmt. Die Unternehmen passen sich rasch an und sind Teil des Wandels. Der Transformationsprozess umfasst alle Akteure.
3. Szenario „Do it yourself“: Es ist nicht möglich, wesentliche Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsstrategien umzusetzen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher ändern jedoch ihre Einstellung und ihr Verhalten im Rahmen zunehmend einflussreicher gesellschaftlicher Bewegungen und aufgrund einer Reihe dramatischer Krisen. In der Folge wird das Versorgungssystem durch die sich daraus ergebende Änderung der Nachfrage angepasst.
4. Szenario „Do what is unavoidable“: Der Lebensstil verändert sich nicht wesentlich und das politische System ist nicht in der Lage, proaktive Maßnahmen umzusetzen bzw. durchzusetzen und beschränkt sich darauf – mit einiger Verzögerung – auf Krisen zu reagieren.
Kommissionsvizepräsident Maroš Šefčovič erklärte: „Strategische Vorausschau hilft uns, künftige Herausforderungen zu erkennen und uns auf sie vorzubereiten; auf den Schlüsselbereich der Bioökonomie angewandt, hat sie zu alternativen Szenarien geführt, die dazu beitragen werden, geeignete politische Maßnahmen zu gestalten und die notwendigen Entscheidungen zu treffen. Dies ist ein konkretes Beispiel dafür, wie strategische Vorausschau die Entscheidungsfindung auf nützliche und sinnvolle Art und Weise unterstützt.“
Mariya Gabriel, Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, sagte: „Politische Maßnahmen in allen Bereichen sind robuster und zukunftssicherer, wenn sie durch faktenbasierte wissenschaftliche Analysen gestützt werden. Der von der Europäischen Kommission durchgeführte Vorausschau-Prozess verwendet einen solchen Ansatz, der Szenarien für unseren politischen Entscheidungsprozess bereitstellt und so dazu beiträgt, besser auf zukünftige Unbekannte vorbereitet zu sein. Diese Studie der Gemeinsamen Forschungsstelle ist ein wichtiger Beitrag und ich lade alle zur Lektüre ein.“
Die Kommission plant, diese Szenarien weiter zu erforschen, um strategische und systemische Überlegungen unter den Hauptakteuren der europäischen Bioökonomie zu erleichtern und zu stärken. Die Bioökonomie ist ein Kerninstrument für den Green Deal in der Post-COVID-19-Ära und soll die EU nachhaltiger und wettbewerbsfähiger machen. Die Kommission entwickelt daher eine kreislauforientierte, nachhaltige Bioökonomie, die ein zentrales Instrument für den Grünen Deal in der Zeit nach COVID-19 sein kann und die EU nachhaltiger und wettbewerbsfähiger machen soll.
Links zum Thema:
Der Bericht
Pressemitteilung: The European bioeconomy in 2050: four foresight scenarios
Quelle dieser Informationen: EU-Nachrichten der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland.