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Von der Leyen beim Digital-Gipfel der Bundesregierung: „Grüner und digitaler Wandel gehen Hand in Hand“ © Europäische Union, 2020, Quelle: EU-Kommission - Audiovisueller Dienst, Fotograf*in: Etienne Ansotte

01.12.2020 Brüssel. In ihrer Keynote-Rede beim Digital-Gipfel der Bundesregierung hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen heute (Dienstag) aufgezeigt, wie Digitalisierung und Klimaschutz sich gegenseitig bedingen. Beide Politikfelder werden in der Europäischen Kommission daher zusammen gedacht: „Wir wissen heute längst, dass grüner und digitaler Wandel Hand in Hand gehen. Das heißt, dass die Wende zur Nachhaltigkeit nur gelingen kann, wenn auch unser zweites Vorhaben Fahrt aufnimmt, nämlich der digitale Wandel“, sagte die Präsidentin. Dabei müsse auch die Digitalbranche selbst grüner werden.

Europa sei Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel. „Bis zum Jahr 2050 wollen wir der erste klimaneutrale Kontinent werden. Und bis 2030, also in der nächsten Dekade sollen die CO2-Emmissionen um mindestens 55 Prozent verglichen mit 1990 sinken. Wir wollen aber das nächste Jahrzehnt auch zu einem digitalen Jahrzehnt machen.“ Deshalb müsse Europa jetzt die Führung im digitalen Bereich übernehmen. Und es spreche nichts dagegen, wenn Europa in der Digitalisierung ebenso selbstbewusst auftrete wie in der Klimapolitik.

Das Erfolgsgeheimnis Europas bestehe nicht darin, den USA ähnlicher zu werden oder China nachzueifern. „Unser Erfolgsgeheimnis besteht darin, wir selbst zu sein und unseren eigenen europäischen Weg zu gehen“, unterstrich von der Leyen. „Der grüne und der digitale Wandel bedingen sich gegenseitig. Die digitalen Technologien können uns helfen, eine gesündere, eine nachhaltige Gesellschaft aufzubauen.“

Die EU verstärke die Entwicklung. Sie helfe beispielsweise bei der Erforschung intelligenter Verkehrssysteme und investiere 8 Milliarden Euro in die nächste Generation der Supercomputer. 35 Prozent der Investitionen des EU-Forschungsprogramm Horizon fließen in Projekte, die dem Klimaschutz dienen.

Ein Beispiel, das Ursula von der Leyen besonders heraushob, ist das Projekt „Destination Earth“. Es zeigt, wie die digitale Technik dazu beitragen kann, den Klimawandel zu verstehen und wirksamer zu bekämpfen. Mit „Destination Earth“ will die EU eine Art digitalen Zwilling der Erde schaffen, mit dem zum Beispiel Veränderungen in den Ozeanen oder der Artenschwund besser zu beobachten und politische Interventionen damit zielgenauer zu steuern sind.

„Diese digitale Technik erlaubt es uns, Gesundheitschecks an unserem Planeten vorzunehmen“, so die Präsidentin. Sie sei eine Riesenchance, um den Menschen die Folgen des Klimawandels besser vermitteln können. Genaue Analysen würden helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und dabei andere mitzunehmen. Eine digitale Gesellschaft könne enorm helfen, genau jene Wirtschaft zu entwickeln, die die EU brauche, um die Klimaziele zu erreichen.

Die Kommissionspräsidentin mahnte jedoch, dass die Digitalbranche selbst vor gewaltigen Umwelt-Herausforderungen steht. Sie verarbeite immer mehr Datenmengen mit der Folge, dass auch hier der Energieverbrauch steigt. Digitalunternehmen seien für 2 Prozent der Treibhausgase und 9 Prozent des Stromverbrauchs weltweit verantwortlich. Wenn nicht gegengesteuert werde, würde der Strombedarf des Sektors bis 2030 um 13 Prozent des Gesamtverbrauchs steigen. „Das heißt sehr klar: Auch der digitale Sektor muss grüner werden“, so die Kommissionspräsidentin.

Die Kommission wird der Digitalbranche helfen, ihren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern, wie beispielsweise mit dem Recht auf reparierbare Technik. Die Kommission denke über einem Produktpass nach, der Verbraucherinnen und Verbraucher darüber aufklärt, was in ihren Geräten steckt. Bei Ausschreibungen sollen in Zukunft Datenzentren zum Zuge kommen, die nachweisen können, dass sie die Umwelt möglichst wenig belasten, also immer den grünen Teil mitdenken.

„Die Klimaforschung zeigt uns unerbittlich, dass die Zeit drängt und deshalb sind unsere Ambitionen hoch. Und zwar erst recht nach der Coronakrise“, so von der Leyen. „Sie gibt uns die Gelegenheit, altes zu überdenken und neue Wege einzuschlagen.“

Das Aufbauprogramm Next Generation EU werde nicht nur die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie lindern, sondern sei mit ihren massiven Investitionen von 750 Mrd. Euro eine historische Chance. 37 Prozent der Summe werden in Projekte fließen, die dem Klimaschutz dienen, 20 Prozent werden in Digitaltechnik investiert. Die europäischen Linien seien damit vorgegeben. Nun sei es an den Mitgliedstaaten, mit ihren nationalen Aufbauplänen zu präzisieren, was vor Ort möglich und nötig ist.

Hintergrund

Der zweitägige Digital-Gipfel der Bundesregierung und sein ganzjähriger Prozess bilden die zentrale Plattform für die Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft bei der Gestaltung des digitalen Wandels in Deutschland. Er spiegelt damit die Digitalisierung in ihrer ganzen Breite wider und bezieht dabei Anbieter- und Anwenderseite ein, von der Industrie 4.0 bis zur Kultur- und Kreativwirtschaft. In diesem Jahr wird ein besonderer thematischer Schwerpunkt beim Thema „Digital nachhaltiger leben“ gesetzt. Mehr dazu hier.

Links zum Thema:

Videomitschnitt der Rede von Präsidentin von der Leyen

Quelle dieser Informationen: EU-Nachrichten der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland.