25.10.2018 Brüssel – Die EU-Kommission will europäische Schulen bei der Nutzung digitaler Technologien unterstützen. Sie hat dafür SELFIE, eine Bewertungsmethode zum Einsatz digitalen Lernens, entwickelt. Schulen können damit jährlich eine Momentaufnahme über ihren aktuellen Stand beim Einsatz digitalen Technologien erstellen und dann entscheiden, wie sie sich im nächsten Jahr verbessern möchten. Heute (Donnerstag, 25.10) hat die Kommission das neue Instrument vorgestellt.

In der EU wird SELFIE (Self-reflection on Effective Learning by Fostering the use of Innovative Educational Technologies – Selbsteinschätzung der Lerneffizienz durch Förderung des Einsatzes innovativer Bildungstechnologien) 76,7 Millionen Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften an 250.000 Schulen auf freiwilliger Basis zur Verfügung gestellt. Es wird zunächst in 24 EU-Sprachen eingeführt, weitere Sprachfassungen sollen folgen. Alle interessierten Schulen (obere Primarstufe, Sekundarstufe und Berufsschulen) können sich auf der SELFIE-Plattform anmelden und die Selbsteinschätzung in ihren Schulen durchführen. Die Kommission möchte bis Ende 2019 eine Million Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Schulleitungen erreichen.

Vor der Einführung von SELFIE am IX Lyzeum Klementyna Hoffmanowa in Warschau (Polen) erklärte der für Bildung, Kultur, Jugend und Sport zuständige EU-Kommissar Tibor Navracsics: „SELFIE kann unseren Schulen dabei helfen, Technologien zielgerichtet und umfassend in den Unterricht und ins Lernen einzubetten. Durch das Einholen der Meinungen von Schulleitungen, Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern kann es maßgeblich dazu beitragen, die Bildung in Europa für das digitale Zeitalter fit zu machen. Ich bin zuversichtlich, dass SELFIE uns dabei helfen wird, die digitalen Kompetenzen der Europäerinnen und Europäer zu stärken. Darauf kommt es an, wenn wir jeden in die Lage versetzen wollen, die Chancen globalisierter, wissensbasierter Volkswirtschaften zu nutzen. Und es ist unverzichtbar, um Gesellschaften aufzubauen, in denen die Menschen neue Technologien selbstbewusst und kritisch nutzen, anstatt sie nur passiv zu konsumieren.“

SELFIE ist eine der elf Initiativen des Aktionsplans für digitale Bildung, den die Kommission im Januar dieses Jahres vorgelegt hat. Der Aktionsplan zielt darauf ab, die digitalen Kompetenzen in Europa zu fördern und den innovativen Einsatz digitaler Technologien im Unterricht und zu Lernzwecken zu unterstützen.

Wie funktioniert SELFlE?

Wenn eine Schule beschließt, SELFIE einzusetzen, beantworten die Schülerinnen und Schüler, die Schulleitung und die Lehrkräfte einige Fragen zum Einsatz von Technologien im Unterricht und zu Lernzwecken. Das Instrument ist modular aufgebaut; die Schulen können aus einigen vorgegebenen Antwortmöglichkeiten auswählen und zusätzlich bis zu acht zielgruppenspezifische Fragen beantworten, die auf ihre jeweiligen Bedürfnisse und Prioritäten zugeschnitten sind. Die Beantwortung der Fragen erfordert 20 bis 30 Minuten. Anschließend erhält die Schule einen genauen Bericht mit den Ergebnissen.

Der SELFIE-Schulbericht kann dann für einen Dialog innerhalb der Schulgemeinschaft verwendet werden, um festzulegen, wie sich der Einsatz digitaler Technologien zu Lernzwecken verbessern lässt. Hierzu könnten z. B. spezifische Schulungen für Lehrkräfte oder die Unterstützung von Schülerinnen und Schülern in Bereichen wie Online-Sicherheit zählen. Alle Antworten auf die SELFIE-Umfrage werden anonymisiert, und es werden keine personenbezogenen Daten erhoben. Die Daten werden nicht für das Ranking von Schulen oder Bildungssystemen verwendet.

Die nächsten Schritte

SELFIE steht bereits jetzt in serbischen Schulen zur Verfügung. Die erste SELFIE-Konferenz findet am 4. und 5. April 2019 in Zusammenarbeit mit dem spanischen Bildungsministerium in Madrid statt. Teilnehmen werden Schulen aus ganz Europa, die das Instrument bereits nutzen, und ihre Erfahrungen und Rückmeldungen werden dazu dienen, SELFIE weiter zu verbessern.

Die Kommission wird außerdem Begleitunterlagen für Schulen entwickeln‚ um sie nach der Teilnahme an SELFIE dabei zu unterstützen, den Einsatz digitaler Technologien auszuweiten. Ferner erkundet die Kommission derzeit potenzielle Synergien mit bereits bestehenden Netzwerken von Lehrkräften und Schulen, insbesondere im Rahmen der Online-Plattform eTwinning, die aus dem Programm Erasmus+ unterstützt wird und sich inzwischen zum weltweit größten Netzwerk von Lehrkräften entwickelt hat.

Hintergrund

Der Startschuss fällt heute in einer Sekundarschule in Warschau, wo EU-Kommissar Navracsics außerdem an der eTwinning-Jahreskonferenz teilnimmt. EU-Kommissar Navracsics und die polnische Bildungsministerin Anna Zalewska werden bei ihrem Besuch der Schule Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte treffen und erfahren, wie die Schule Technologien in den Unterricht einbezieht.

Die Kommission hat bei der Entwicklung des Instruments SELFIE mit den Bildungsministerien sowie Experten für digitales Lernen aus ganz Europa zusammengearbeitet. Zu den Partnereinrichtungen gehören die Europäische Stiftung für Berufsbildung, das Europäische Zentrum für die Förderung der Berufsbildung CEDEFOP sowie das UNESCO Institute for Information Technologies in Education.

Eine Vorläuferversion des Instruments wurde im vergangenen Jahr von 650 Schulen in 14 Ländern getestet. Dazu gingen 67.000 Vorschläge zur weiteren Vereinfachung und Verbesserung des Instruments ein, die in die nun vorgestellte Version eingeflossen sind.

Weitere Informationen:

Pressemitteilung: Kommission stellt neues Instrument zur Unterstützung des digitalen Lehrens und Lernens in Schulen vor

SELFIE-Website einschließlich Video

SELFIE-Factsheet