27.04.2021 Brüssel. Rund 500 ehemalige Beschäftigte der metallverarbeitenden Betriebe der GMH Guss aus dem Ruhrgebiet will die Europäische Kommission mit 1,1 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung (EGF) unterstützen. Die Beschäftigten haben ihre Arbeitsplätze verloren, nachdem mehrere Kunden des Unternehmens ihre Produktion in Länder außerhalb der Europäischen Union verlagert hatten.
Nicolas Schmit, EU-Kommissar für Beschäftigung und soziale Rechte, erklärte dazu: „Der EGF ist ein klarer Ausdruck der Solidarität der EU mit Arbeitskräften und Selbstständigen, die aufgrund weitreichender Strukturveränderungen arbeitslos geworden sind. Mit der heute vorgeschlagenen Unterstützung in Höhe von 1,1 Millionen Euro aus dem EGF soll rund 500 ehemaligen Beschäftigten der GMH Guss in Deutschland durch Betreuung und Fort- und Weiterbildung geholfen werden, eine neue Tätigkeit zu finden.“
Die GMH Guss und ihre Tochterunternehmen sind Zulieferer für die Automobil- und die Schiffbauindustrie. Nachdem einige Kunden des Unternehmens ihre Produktion in Nicht-EU-Staaten in Osteuropa und Asien verlagert haben, beantragte Deutschland Unterstützung aus dem EGF für entlassene Arbeitskräfte in vier Tochterunternehmen der GMH Guss. Dank der EGF-Unterstützung können die Dauer einiger der individuellen aktiven Arbeitsmarktmaßnahmen verlängert und Standardmaßnahmen der öffentlichen Arbeitsverwaltung durch maßgeschneiderte Unterstützung ergänzt werden.
Die EGF-Förderung sollen den Betroffenen helfen, durch Beratung und Fortbildungen neue Kompetenzen zu erwerben und einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Die aus dem EGF kofinanzierten Maßnahmen umfassen Unterstützung bei der Stellensuche, Berufsvorbereitung und -orientierung, die Vermittlung zusätzlicher Kompetenzen sowie die Beratung zur Unternehmensgründung. Zu dem Maßnahmenpaket gehören außerdem die Nachbetreuung nach Antritt einer neuen Stelle und ein Transferkurzarbeitergeld.
Die geschätzten Gesamtkosten für das Paket belaufen sich auf 1,8 Millionen Euro, wobei 1,1 Millionen Euro aus dem EGF bereitgestellt werden sollen. Der restliche Betrag wird von den deutschen Behörden finanziert.
Der Kommissionsvorschlag muss noch vom Europäischen Parlament und vom Rat angenommen werden.
Hintergrund
Die GMH Guss war in einem Umfeld tätig, das von der zunehmenden Globalisierung der Branchen ihrer wichtigsten Kunden (Schiffbauer und Automobilhersteller in der EU) geprägt ist. Ihre Hauptkunden beschlossen, Teile ihre Lieferketten in Länder außerhalb der EU zu verlagern. Die vier Tochterunternehmen der GMH Guss waren dadurch gezwungen, ganz oder teilweise zu schließen, und wurden unter Insolvenzverwaltung gestellt. Von den insgesamt 1.000 Beschäftigten verloren 585 ihren Arbeitsplatz. 476 Personen beantragten Unterstützung bei der Suche nach einer neuen Beschäftigung.
Die Entlassungen werden aller Voraussicht nach erhebliche Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft haben. Das Ruhrgebiet hat eine lange Tradition des Kohlebergbaus und der Stahlproduktion und ist seit den 1960er Jahren mit erheblichen strukturellen Herausforderungen konfrontiert. Dabei liegt die Arbeitslosenquote kontinuierlich über dem nordrhein-westfälischen Landesdurchschnitt.
Seit 2007 unterstützt der Europäische Fonds für die Anpassung an die Globalisierung Menschen, die infolge weitreichender Strukturveränderungen im Welthandelsgefüge, beispielsweise bei Werksstilllegungen oder Produktionsverlagerungen in Drittländer, oder infolge der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise arbeitslos geworden sind oder ihre selbstständige Tätigkeit einstellen mussten.
Bisher hat die Kommission 169 Anträge auf Unterstützung aus dem Fonds erhalten. Rund 656 Millionen Euro wurden beantragt, um in 21 Ländern mehr als 16.000 Arbeitnehmer und mehr als 4.400 junge Menschen, die weder eine Arbeit haben noch eine schulische oder berufliche Ausbildung absolvieren, zu unterstützen. Die aus dem EGF geförderten Maßnahmen ergänzen auf nationaler Ebene ergriffene aktive Arbeitsmarktmaßnahmen.
Auch im Zeitraum 2021-2027 wird der EGF Solidarität zeigen und Arbeitnehmer und Selbstständige unterstützen, die ihre Arbeit verloren haben oder ihre Tätigkeit aufgeben mussten. Dabei wird der Schwerpunkt von der Ursache der Umstrukturierungen hin zu deren Auswirkungen verlagert. Neuerdings kommen alle Gründe für eine Umstrukturierung, auch die wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Krise, und größere wirtschaftliche Umbrüche wie Dekarbonisierung oder Automatisierung für eine Inanspruchnahme des Fonds infrage. Eine politische Einigung über den künftigen EGF wurde bereits erzielt. Diese Einigung wurde vom Rat gebilligt und wird heute dem Europäischen Parlament zur Abstimmung vorgelegt.
Links zum Thema:
Vorschlag der Kommission für EGF-Unterstützung entlassener Arbeitskräfte der GMH Guss in Deutschland
EGF-Informationsblatt (in englischer Sprache)
Kommission begrüßt politische Einigung über den Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung
Presseinformation der EU-Kommission vom 16.12.2020.
Website des Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung
Quelle dieser Informationen: EU-Nachrichten der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland.