30.08.2018 Bensersiel/Brüssel – Im Rahmen ihrer Sommerreise hat sich Europaministerin Birgit Honé am (heutigen) Donnerstag an Bord des Krabbenkutters „Möwe“ über die Arbeit der niedersächsischen Krabbenfischer informiert. Begleitet wurde die Ministerin u.a. von Jürgen Müller, Kabinettschef des EU-Kommissars für Umwelt, Meerespolitik und Fischerei Karmenu Vella.
Anlass der mehrstündigen Tour vom Hafen in Bensersiel (Kreis Wittmund) ins niedersächsische Wattenmeer ist die Sorge der Krabbenfischer, ab dem kommenden Jahr der EU-Beifangverordnung zu unterliegen, die es Fischern vorschreibt, den Beifang mit an Land zu bringen.
Die Krabbenfischer argumentieren, dass ihre Fangmethode wenig Beifang mit sich bringt, damit geschützte Fischarten schont und die Anlandeverpflichtung eine Härte darstellt, die ihre Existenz bedroht. Dieses sollte vor Ort in der Praxis gezeigt werden.
„Ich bin sehr froh darüber, dass Herr Müller als Vertreter der Kommission und ich heute die Praxis des Krabbenfangs unmittelbar erleben konnten. Ich hoffe sehr, dass dieses Erlebnis zu noch mehr Verständnis für die Situation der Krabbenfischer führt“, sagte Ministerin Honé
nach der Fahrt auf der „Möwe“. Allerdings reiche diese Demonstration alleine selbstverständlich nicht aus, die Kommission zu einer Ausnahmeregelung zu bewegen.
Honé: „Um die Kommission davon zu überzeugen, dass die Krabbenfischerei nicht mit der Anlandeverpflichtung belegt werden muss, sollten die Krabbenfischer schnellstmöglich fundiertes Daten- und Zahlenmaterial vorlegen, das ihre Argumente untermauert.“ Denn spätestens Ende Oktober müsste der Vorschlag einer Ausnahmeregelung für die Krabbenfischer von der EU-Kommission an das Europäische Parlament und den Ministerrat geleitet werden, wenn die Ausnahme noch rechtzeitig vor dem Jahreswechsel Gültigkeit bekommen sollte.
„Aber zuvor müssen die Fischer die Kommission überzeugen. Die Zeit drängt“, mahnte Ministerin Honé. „Sonst gilt ab dem 1. Januar 2019 die Anlandeverpflichtung für alle Fischer in der EU, auch für die Krabbenfischer.“
Anfang Juni hatte auf Vermittlung von Honé Kabinettschef Müller eine Delegation niedersächsischer Krabbenfischer in Brüssel empfangen. Damals war vonseiten der Kommission bereits Gesprächsbereitschaft signalisiert worden. Der heutige Gegenbesuch des hochrangigen EU-Beamten wird von niedersächsischer Seite als freundliche und zugewandte Geste verstanden. „Es ist nicht alltäglich, dass sich hochrangige Vertreter der Kommission die Zeit nehmen, um jenseits der großen europäischen Metropolen solche Praxistage zu machen. Ich danke Herrn Müller sehr für sein Engagement“, sagte Honé nach der Kutterfahrt.
Die Krabbenfischerei entlang der deutschen Nordseeküste wird seit dem 17. Jahrhundert betrieben und hat somit eine lange Tradition. „Sie gehört zur hiesigen Kultur und zu den regionalen Besonderheiten, die wir schützen wollen“, erläuterte die Ministerin. Nicht zuletzt sei sie
auch für den Tourismus an der Küste von großer Wichtigkeit. „Zudem stellt sie gemessen an ihren Erlösen einen äußerst bedeutsamen Zweig der niedersächsischen Fischerei dar.“