02.08.2018 Brüssel – Die Europäische Kommission hat eine eingehende Prüfung der geplanten Übernahme der Aurubis-Walzproduktsparte und des Gemeinschaftsunternehmens Schwermetall durch Wieland nach der EU Fusionskontrollverordnung eingeleitet. Die Kommission hat Bedenken, dass die Übernahme den Wettbewerb bei der Lieferung wichtiger Kupfervorprodukte an Hersteller beeinträchtigen könnte.

EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager erklärte hierzu: „Kupfer wird in vielen Industriezweigen benötigt und ist auch im Alltag der Verbraucher wichtig, da das Metall z. B. in Elektrogeräten oder Leitungen verwendet wird. Der geplante Zusammenschluss würde die beiden größten Anbieter von Kupferwalzprodukten zusammenführen. Die Branche ist jedoch schon stark konzentriert, und wir haben erst vor einigen Tagen eine andere Untersuchung zu einem Zusammenschluss von Kupferunternehmen eingeleitet. Die Kommission wird daher die Auswirkungen des geplanten Rechtsgeschäfts auf den Wettbewerb sorgfältig prüfen, damit die Übernahme der Walzproduktsparte von Aurubis und des Gemeinschaftsunternehmens Schwermetall nicht zulasten ihrer Kunden und der Endverbraucher geht.“

Sowohl Wieland als auch die Aurubis-Walzproduktsparte stellen gewalzte Erzeugnisse aus Kupfer und Kupferlegierungen her. Gewalzte Kupfererzeugnisse werden für die Herstellung zahlreicher Produkte verwendet, z. B. für Transformatoren, Halbleiter, Wärmetauscher und Bedachungen. Die Walzproduktsparte von Aurubis produziert zudem Rundbarren, ein Vorprodukt für Kupferrohre. Das Gemeinschaftsunternehmen Schwermetall produziert Vorwalzbänder aus Kupfer und Kupferlegierungen. Vorwalzbänder werden für die Herstellung von gewalzten Erzeugnissen verwendet. Schwermetall verkauft dieses Vorprodukt an Wieland, die Aurubis-Walzproduktsparte wie auch an andere Unternehmen.

Vorläufige Wettbewerbsbedenken der Kommission

Eine erste Marktuntersuchung der Kommission hat folgende vorläufige Bedenken ergeben: Bei Kupferwalzprodukten‚ insbesondere bei bestimmten Kupferlegierungen und spezifischen Endanwendungen, könnten die Preise steigen und die Auswahl an Legierungen geringer werden, wenn der Wettbewerb zwischen Wieland und der Walzproduktsparte von Aurubis entfällt.

Bei Vorwalzbändern könnte Wieland nach dem Zusammenschluss den Zugang zu diesem wichtigen von Schwermetall hergestellten Vorprodukt für seine Konkurrenten auf dem Markt für Kupferwalzprodukte verteuern oder erschweren.

Bei den von der Aurubis-Walzproduktsparte hergestellten Rundbarren könnte Wieland nach der Übernahme den Zugang zu diesem wichtigen Vorprodukt für seine Konkurrenten auf dem Markt für Kupferrohre verteuern oder erschweren.

Das Vorhaben wurde am 13. Juni 2018 bei der Kommission zur Genehmigung angemeldet.

Am 11. Juli 2018 legte Wieland Verpflichtungsangebote vor, um einige vorläufige Bedenken der Kommission auszuräumen. Diese Angebote waren nach Auffassung der Kommission jedoch nicht hinreichend, um ihre ernsten Bedenken vollständig auszuräumen. Die Kommission holte zu den Verpflichtungsangeboten daher keine Stellungnahmen von Marktteilnehmern ein.

Die Kommission verfügt nun über 90 Arbeitstage, also bis zum 10. Dezember 2018, um die Auswirkungen der geplanten Übernahme eingehend zu prüfen und festzustellen, ob sich ihre vorläufigen wettbewerbsrechtlichen Bedenken bestätigen. Das eingehende Prüfverfahren wird ergebnisoffen geführt.

Unternehmen und Produkte

Wieland mit Sitz in Deutschland produziert und vertreibt Halbzeug aus Kupfer und Kupferlegierungen. Das Unternehmen deckt die Produktionskette für Kupfererzeugnisse vom Gießen von Formaten bis zum Verkauf von Halbzeug ab und produziert in Deutschland, dem Vereinigten Königreich, den USA und Singapur Walzprodukte aus Kupfer und Kupferlegierungen. Die Walzproduktsparte der Aurubis AG mit Sitz in Deutschland umfasst Produktion und Vertrieb von Halbzeug aus Kupfer und Kupferlegierungen. Aurubis ist weltweit als Anbieter von Nichteisenmetallen (einschließlich Kupfer) tätig. Das Unternehmen ist der größte integrierte Kupferhersteller in Europa, der die gesamte Wertschöpfungskette von der Herstellung von Anoden, Kathoden und Formaten aus Kupfer bis zur Herstellung von Walz- und Ziehprodukten abdeckt.Schwermetall mit Sitz in Deutschland ist ein Gemeinschaftsunternehmen, an dem Wieland und Aurubis jeweils 50 Prozent der Anteile halten, und produziert Vorwalzbänder aus Kupfer und Kupferlegierungen.

Fusionskontrollvorschriften und –verfahren

Die Kommission hat die Aufgabe, Fusionen und Übernahmen von Unternehmen zu prüfen, deren Umsatz bestimmte Schwellenwerte übersteigt (vgl. Artikel 1 der Fusionskontrollverordnung), und Zusammenschlüsse zu untersagen, die den wirksamen Wettbewerb im gesamten oder in einem wesentlichen Teil des EWR erheblich behindern würden. Der weitaus größte Teil der angemeldeten Zusammenschlüsse ist wettbewerbsrechtlich unbedenklich und wird nach einer Standardprüfung genehmigt. Nach der Anmeldung muss die Kommission in der Regel innerhalb von 25 Arbeitstagen entscheiden, ob sie ein Vorhaben im Vorprüfverfahren (Phase I) genehmigt oder ein eingehendes Prüfverfahren (Phase II) einleitet.

Dieses Rechtsgeschäft ist einer der beiden geplanten Zusammenschlüsse von Anbietern von Kupferwalzprodukten, die von der Kommission derzeit geprüft werden. Am 23. Juli 2018 leitete die Kommission eine eingehende Prüfung der geplanten Übernahme von MKM durch KME ein. Neben der hier beschriebenen Untersuchung laufen derzeit sieben weitere eingehende Prüfverfahren (Phase II). Diese betreffen die geplante Übernahme von MKM durch KME, die geplante Übernahme von Gemalto durch Thales, die geplante Übernahme von Alstom durch Siemens‚ die geplante Übernahme des Nylongeschäfts von Solvay durch BASF, die geplante Übernahme von Tele2 NL durch T-Mobile NL‚ die geplante Übernahme von Shazam durch Apple sowie den geplanten Zusammenschluss von Praxair und Linde.

Weitere Informationen werden auf der Website der Generaldirektion Wettbewerb der Kommission im öffentlich zugänglichen Register unter der Nummer der Wettbewerbssache M.8900 veröffentlicht.

Pressemitteilung: Fusionskontrolle: Kommission prüft geplante Übernahme der Walzproduktsparte von Aurubis und des Gemeinschaftsunternehmens Schwermetall durch Wieland