12.12.2018 Brüssel – Die Europäische Kommission hat gestern (Dienstag, 11.12) den Startschuss für eine Allianz der wichtigsten Industrieakteure gegeben, die die gesamte Angebots- und Nachfragekette für Kunststoffe abdecken. Sie soll dazu beitragen, die Vermüllung mit Kunststoffen zu verringern, den Anteil an recycelten Kunststoffen zu erhöhen und Marktinnovation zu fördern.

Mit Blick auf das Ziel, den Übergang Europas hin zu einer Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen, soll die Allianz die Wirtschaftlichkeit und Qualität des Kunststoffrecyclings in Europa verbessern. Hierzu wird sie insbesondere das Angebot von und die Nachfrage nach recycelten Kunststoffen besser aufeinander abstimmen. Mit dieser neuen Initiative will die Kommission einen Beitrag zu dem in der europäischen Strategie für Kunststoffe festgelegten Ziel leisten, bis 2025 10 Mio. Tonnen recycelte Kunststoffe in neuen Produkten auf dem EU-Markt zu bringen.

Jyrki Katainen, Vizepräsident der EU-Kommission zuständig für Arbeitsplätze, Wachstum, Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit, sagte: „Die europäische Industrie hat mit ihren Zusagen gegenüber der Kommission bereits eindeutig ihr Engagement für nachhaltigere Kunststoffe bewiesen. Der Industrie ist bewusst, dass dies eine Chance für sie ist, innovativ zu sein und bei neuen Technologien und Materialien auf dem Weg hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft weltweit in Führung zu gehen. Die Plattform, die wir heute einrichten, wird die Zusammenarbeit und den Dialog zwischen den Unternehmen sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite fördern, damit wir gemeinsam einen gut funktionierenden Markt für recycelte Kunststoffe aufbauen können.“

Die Allianz wird drei operative Hauptziele verfolgen:

  • Förderung von kurzfristigen, freiwilligen und koordinierten Maßnahmen und Investitionen durch wichtige Akteure der Branche. Diese Maßnahmen und Investitionen können die getrennte Sammlung von Kunststoffabfällen, die harmonisierte Berichterstattung über Sammel- und Recyclingraten und ‑mengen, Investitionen in Sortier- und Recyclinganlagen, freiwillige Standards für die recyclingorientierte Gestaltung von Kunststoffprodukten („design for recycling“) und mehr umfassen. Die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und Qualität des Kunststoffrecyclings in Europa würde dazu beitragen, das Ziel von 10 Mio. Tonne bis 2025 zu erreichen. Behörden in ganz Europa sollten dabei ebenfalls eine aktive Rolle spielen.
  • Berichterstattung über die Hindernisse‚ die die Bemühungen der Akteure zur vollständigen Erfüllung ihrer Zusagen und/oder zur Erreichung des Ziels von 10 Mio. Tonnen bis zum Jahr 2025 erschweren könnten.
  • Überwachung der Fortschritte hin zu mehr Kunststoffrecycling und zur verstärkten Nutzung von recycelten Kunststoffen in Europa. Die Überwachung sollte dazu beitragen, die Lücken beim Angebot an oder bei der Nachfrage nach verschiedenen recycelten Kunststoffen zu ermitteln. Auf der Grundlage der erzielten Ergebnisse könnten neue freiwillige Verpflichtungen angeregt werden.

Die Kommission wird zunächst die Sektoren einladen, der Allianz beizutreten, die den größten Bedarf an Kunststoffen in Europa haben, also die Verpackungs-, die Bau- und die Autobranche. Die erste Sitzung der Allianz für die Kunststoffkreislaufwirtschaft wird Anfang 2019 stattfinden.

Hintergrund

Als Teil des Übergangs zu einer stärker kreislauforientierten Wirtschaft verabschiedete die Europäische Kommission im Januar 2018 die erste europaweite Strategie für Kunststoffe. Demanch sollen ab 2030 alle Kunststoffverpackungen auf dem EU-Markt recylingfähig sein; der Verbrauch von Einwegkunststoffen soll reduziert und die absichtliche Verwendung von Mikroplastik beschränkt werden.

Im Rahmen dieser Strategie für Kunststoffe leitete die Kommission eine Selbstverpflichtungskampagne ein und prüft derzeit die eingegangenen Zusagen der Industrie.

Zur weiteren Unterstützung ihrer Strategie hat die Europäische Kommission im Mai 2018 neue Vorschriften vorgeschlagen, die für die gesamte EU gelten sollen. Im Visier sind die zehn Einwegprodukte aus Kunststoff, die in Europa am häufigsten an den Stränden und in den Meeren gefunden werden, sowie Fischfanggeräte, die im Meer verloren gegangen sind oder zurückgelassen wurden. Zusammen entfallen auf sie 70 Prozent aller Abfälle im Meer.

Weitere Informationen:

Pressemitteilung: Kommission ruft „Allianz für die Kunststoffkreislaufwirtschaft“ zur Förderung des europäischen Markts für recycelte Kunststoffe ins Leben