Kommission stellt langfristige Vision für ländliche Gebiete in der EU vor © Europäische Union, 2021, Quelle: EU-Kommission - Audiovisueller Dienst, Fotograf*in: Jennifer Jacquemart

30.06.2021 Brüssel. Die Europäische Kommission hat heute (Mittwoch) eine langfristige Vision für die ländlichen Gebiete der EU vorgelegt. Darin hebt sie sowohl die Herausforderungen und Probleme hervor, vor denen die ländlichen Gebiete stehen, als auch einige vielversprechende Chancen, die sich ihnen bieten. Aufbauend auf einer Vorausschau und umfassenden Konsultationen mit den Bürgerinnen und Bürgern und anderen Akteuren in ländlichen Gebieten werden mit der heutigen Vision ein Pakt für den ländlichen Raum und ein Aktionsplan für den ländlichen Raum vorgeschlagen, diesen stärken und vernetzen soll.

Um den Megatrends und Herausforderungen der Globalisierung, Urbanisierung und Bevölkerungsalterung zu begegnen und die Vorteile des ökologischen und digitalen Wandels zu nutzen, brauchen wir ortsspezifische Strategien und Maßnahmen, die der Vielfalt der Gebiete in der EU, ihren besonderen Bedürfnissen und ihren relativen Stärken Rechnung tragen.

Die Vizepräsidentin der Kommission für Demokratie und Demografie, Dubravka Šuica, erklärte: „In ländlichen Gebieten haben fast 30 Prozent der Menschen in der EU ihr Zuhause, und es ist unser Ziel, ihre Lebensqualität deutlich zu verbessern. Wir haben uns ihre Sorgen angehört und zusammen mit ihnen diese Vision erarbeitet – auf der Grundlage der neuen Chancen, die sich aus dem ökologischen und digitalen Wandel der EU ergeben, und der Lehren aus der COVID-19-Pandemie. Mit dieser Mitteilung wollen wir dafür sorgen, dass die ländlichen Gebiete – als attraktive, lebendige und dynamische Orte – neu durchstarten, aber zugleich ihren eigentlichen Charakter behalten. Wir wollen, dass die ländlichen Gebiete und Gemeinschaften bei der Gestaltung Europas mehr Gehör finden.“

Das für Landwirtschaft zuständige Kommissionsmitglied, Janusz Wojciechowski, erklärte: „Wir müssen den Menschen auf dem Land aber die richtigen Instrumente an die Hand geben, damit sie die künftigen Chancen voll nutzen und die derzeitigen Herausforderungen bewältigen können. Die langfristige Vision für die ländlichen Gebiete der EU ist ein erster Schritt zur Transformation des ländlichen Raums. Die neue GAP wird einen Beitrag zu dieser Vision leisten, indem sie sich für eine intelligente, resiliente und diversifizierte Landwirtschaft einsetzt, den Umwelt- und Klimaschutz fördert und das soziale und wirtschaftliche Gefüge der ländlichen Gebiete stärkt. Wir werden dafür sorgen, dass der EU-Aktionsplan für den ländlichen Raum eine nachhaltige Entwicklung unserer ländlichen Gebiete ermöglicht.“

Die Bevölkerung in den ländlichen Gebieten ist EU-weit im Schnitt älter als in den städtischen Gebieten und wird im kommenden Jahrzehnt langsam schrumpfen. Dies führt in Verbindung mit mangelnder Netzanbindung, unterentwickelter Infrastruktur, dem Fehlen einer breiteren Palette an Beschäftigungsmöglichkeiten und begrenztem Zugang zu Dienstleistungen wie öffentlichen Verkehrsmitteln, Schulen, Krankenhäusern und Einzelhandelsgeschäften dazu, dass ländliche Gebiete als Orte zum Wohnen und Arbeiten weniger attraktiv sind. Gleichzeitig spielen ländliche Gebiete eine aktive Rolle in der ökologischen und digitalen Transformation der EU. Die Umsetzung der Ambitionen der EU im Bereich Digitales für 2030 kann mehr Möglichkeiten für die nachhaltige Entwicklung ländlicher Gebiete über die Land- und Forstwirtschaft hinaus eröffnen, und zwar indem sie neue Wachstumsperspektiven für das verarbeitende Gewerbe und insbesondere die Dienstleistungen schafft und zu einer verbesserten geografischen Verteilung von Dienstleistungen und Industrie beiträgt.

Pakt für den ländlichen Raum

Der neue Pakt für den ländlichen Raum, der Akteure auf EU-, nationaler, regionaler und lokaler Ebene einbindet, soll die kollektiven Ziele der langfristigen Vision unterstützen, den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt stärken und den gemeinsamen Bestrebungen der ländlichen Gemeinschaften Rechnung tragen. Die Kommission wird diesen Rahmen über bestehende Netzwerke unterstützen und den Austausch von Ideen und vorbildlichen Verfahren auf allen Ebenen fördern.

EU-Aktionsplan für den ländlichen Raum

Die Kommission hat heute zudem einen Aktionsplan für eine stimmige und integrierte nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums vorgelegt. Mehrere EU-Politikfelder unterstützen die ländlichen Gebiete bereits und tragen dazu bei, dass sich diese ausgewogen, fair, ökologisch und innovativ entwickeln können. Von grundlegender Bedeutung für die Finanzierung und Umsetzung des Aktionsplans sind die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) und die Kohäsionspolitik, flankiert von einer Reihe anderer EU-Politikfelder. Zusammen werden sie die langfristige Vision für die ländlichen Gebiete der EU Wirklichkeit werden lassen.

Die Vision und der Aktionsplan nennen vier Aktionsbereiche, die durch Leitinitiativen unterstützt werden. Schlagwortartig lassen sich die Ziele wie folgt zusammenfassen:

  • Stärker: Stärkung der ländlichen Gemeinschaften, Verbesserung des Zugangs zu Dienstleistungen und Förderung der sozialen Innovation;
  • Vernetzt: Verbesserung der Netzanbindung sowohl im Verkehr als auch beim digitalen Zugang;
  • Resilient: Erhaltung der natürlichen Ressourcen und Ökologisierung der Landwirtschaft im Interesse des Klimaschutzes bei gleichzeitiger Gewährleistung der sozialen Resilienz durch Zugang zu Weiterbildungsangeboten und einer breiten Palette an hochwertigen Beschäftigungsmöglichkeiten;
  • Florierend: Diversifizierung der Wirtschaftstätigkeiten und Steigerung der Wertschöpfung in der Agrar- und Ernährungswirtschaft und im Agrotourismus.

Die Kommission wird die Umsetzung des EU-Aktionsplans für den ländlichen Raum unterstützen und überwachen und ihn regelmäßig aktualisieren, um sicherzustellen, dass er von Belang bleibt. Sie wird mit den Mitgliedstaaten und den Akteuren des ländlichen Raums den Dialog über ländliche Fragen aufrechterhalten. Zudem wird sie eine Prüfung der Auswirkungen auf den ländlichen Raum einführen, in deren Rahmen die verschiedenen Politikfelder der EU unter dem Gesichtspunkt des ländlichen Raums betrachtet werden.

Damit soll es ermöglicht werden, die potenziellen Folgen und Implikationen strategischer Initiativen der Kommission auf Arbeitsplätze, Wachstum und nachhaltige Entwicklung im ländlichen Raum präziser zu ermitteln und ihnen stärker Rechnung zu tragen.

Schließlich wird innerhalb der Kommission eine Beobachtungsstelle für den ländlichen Raum eingerichtet, um die Erhebung und Analyse von Daten über ländliche Gebiete weiter zu verbessern. Diese Stelle soll Fakten als Grundlage für die Ausarbeitung von Strategien zur Entwicklung des ländlichen Raums bereitstellen und die Umsetzung des Aktionsplans für den ländlichen Raum unterstützen.

Links zum Thema:

Langfristige Vision für die ländlichen Gebiete der EU – Für stärkere, vernetzte, resiliente und florierende ländliche Gebiete
Presseinformation der EU-Kommission vom 30.06.2021.

Fragen und Antworten

Link zur Mitteilung

Quelle dieser Informationen: EU-Nachrichten der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland.