Thümler und Honé drängen nach Brexit und Erasmus-Aus auf Hochschul-Austausch © Niedersächsisches Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung

PresseInformation des Niedersächsischen Ministeriums für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung vom 10.01.2021.

Hannover. Niedersachsens Landesregierung zeigt sich besorgt über das Auslaufen des „Erasmus“-Austauschprogramms zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich. „Ich bedauere den geplanten Ausstieg der Briten aus dem Programm sehr“, sagte Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler. „Es ist ein Anachronismus, wenn jungen Menschen in einer Zeit, in der die Welt zusammenwächst, beim internationalen Austausch Steine in den Weg gelegt werden“, ergänzte Niedersachsens Europaministerin Birgit Honé. Honé mahnte, dass nicht ausgerechnet die jungen Menschen zu Hauptleidtragenden der Brexit-Folgen werden dürften. Im Vereinigten Königreich hätten die Jüngeren überwiegend gegen den Austritt gestimmt. Insbesondere die Studierenden aus der EU, also auch aus Niedersachsen, drohten künftig schlechter dazustehen.

Der britische Premierminister Boris Johnson hatte nach der Einigung auf ein Post-Brexit-Abkommen an Heiligabend angekündigt, dass Großbritannien das europäische Programm nach drei Jahrzehnten verlässt. „Wir verlieren ein wichtiges Partnerland in der EU, dass viele renommierte Universitäten beheimatet. Der Ausstieg wird dem Austausch der Studierenden höhere Hürden in den Weg legen und voraussichtlich neben höheren Kosten auch ein Mehr an Bürokratie bedeuten“, sagte Thümler.

Thümler und Honé betonten, dass sich Niedersachsen für den weiteren engen Austausch stark machen werde und die bestehenden Kooperationen ausbauen wolle.

„Wir haben bereits Anfang 2020 einen besonderen Schwerpunkt auf Projekte mit schottischen Hochschulen gelegt“, sagte Thümler. Im vergangenen September hatten die Landeshochschulkonferenz und die Hochschulvereinigung Universities Scotland eine Hochschulzusammenarbeit zwischen Niedersachsen und Schottland unterzeichnet. Rund 260 000 Euro hat das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur seitdem in die Stärkung gemeinsamer Projekte in Forschung und Lehre investiert. So haben die Universitäten Lüneburg und Glasgow mit dem European Centre for Advanced Studies (ECAS) eine gemeinsame Forschungsinstitution gegründet. „Wir werden diese Kooperation auch im kommenden Jahr weiter stärken“, sagte Thümler.

Europaministerin Honé stützt diesen Kurs: „Neben dem akademische Gewinn führt Erasmus+ junge Europäer und Europäerinnen zusammen und lässt sie den Mehrwert des internationalen Austauschs erleben“, sagte die Ministerin. Sie werde sich sowohl vor Ort als auch in Berlin und Brüssel dafür stark machen, dass das Studium im Vereinigten Königreich möglich bleibt: „Es darf nicht sein, dass unsere eigenen Studierenden nun die Leidtragenden des Brexit werden. Ihnen muss weiterhin ein Studium im Vereinigten Königreich möglich sein – unabhängig vom Geldbeutel der Eltern“, so die Ministerin. Niedersachsen könne sich keinen Rückschritt bei Internationalität, Fremdsprachenerwerb und interkultureller Kompetenz leisten. Auch müssten die historisch engen Beziehungen zwischen Niedersachsen und dem Vereinigten Königreich gestärkt werden.

Hintergrund:

Mit dem Ausstieg aus der Europäischen Union hat das Vereinigte Königreich auch das Erasmus-Programm verlassen. Demgegenüber wird es weiter an Forschungsprogrammen partizipieren, u.a. dem Programm „Horizon Europe“. Für diejenigen Studierenden, die ihr Studium dort vor dem 1. Januar 2021 begonnen haben, ändert sich zunächst wenig. Sie dürfen ihr Studium zu den gleichen Bedingungen beenden, wie sie es begonnen haben.

Sie haben weiterhin Anspruch auf die sogenannten home fees, also die gleichen Studiengebühren wie einheimische Studierende, und die gleiche finanzielle Unterstützung. Allerdings müssen auch sie zum 30. Juni 2021 über ein Studierendenvisum verfügen. Denn neu ist von 2021 an, dass Studierende ab einem Aufenthalt von sechs Monaten ein Visum benötigen.

Künftig werden Erasmus-Aufenthalte in England, Schottland, Wales und Nordirland für Studierende aus Niedersachsen aber nicht mehr möglich sein. Studierende aus der EU, die Ihr Studium im Juli 2021/2022 beginnen, haben in England, Schottland, Wales und Nordirland keinen Anspruch mehr darauf, die gleichen Studiengebühren wie britische Studierende zu bezahlen. Der so genannte home fee status entfällt.

Erasmus ist das Austauschprogramm für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport der Europäischen. Ziel ist es, dass das Leben, Lernen und Arbeiten in einem anderen europäischen Land als dem eigenen zur Selbstverständlichkeit wird. Insgesamt wird die Zahl der EU-Studierenden im Vereinigten Königreich derzeit auf etwa 150 000 geschätzt. Der britische Premierminister Johnson hat ein nationales Nachfolgeprogramm für Studierende aus dem Vereinigten Königreich angekündigt.