Von der Leyen: „Impfkampagne in Europa nimmt an Fahrt auf“ © Europäische Union, 2020, Quelle: EU-Kommission - Audiovisueller Dienst, Fotograf*in: Etienne Ansotte

10.02.2021 Brüssel. Ursula von der Leyen hat Mittwoch (10. Februar) im Europäischen Parlament zur gemeinsamen Impfstoffbeschaffung Stellung genommen. „Insgesamt sind in Europa seit Dezember 26 Millionen Impfdosen ausgeliefert worden. Mehr als 17 Millionen Menschen wurden geimpft. Und wir werden so hart wie nur irgend möglich daran arbeiten, dass wir unser Ziel erreichen, nämlich dass wir bis Ende des Sommers 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Europa geimpft haben“, sagte die EU-Kommissionspräsidentin. Die Impfkampagne nehme an Fahrt auf, doch „wir sind heute … noch nicht da, wo wir sein wollen. Wir waren spät dran bei der Zulassung. Wir waren zu optimistisch bei der Massenproduktion. Und vielleicht waren wir uns auch zu sicher, dass das Bestellte tatsächlich pünktlich geliefert wird. Wir müssen uns fragen, warum das so ist und welche Lehren wir daraus ziehen können.“

Es sei richtig gewesen, dass die Europäerinnen und Europäer den Impfstoff gemeinsam bestellt haben und nun solidarisch teilen. „Ich mag mir gar nicht ausmalen, was es bedeutet hätte, wenn einige wenige große Mitgliedstaaten sich Impfstoff gesichert hätten und der Rest leer ausgegangen wäre. Was das für unseren Binnenmarkt bedeutet hätte, und für die Einheit Europas! Es wäre wirtschaftlicher Unsinn. Und es wäre das Ende unserer Gemeinschaft“, sagte von der Leyen.

Die gleiche Solidarität muss auch mit den Partnern in der Nachbarschaft der Europäischen Union und in der Welt gezeigt werden. Auch hier gehe es darum, die Ausbreitung des Virus zu stoppen, um die Wahrscheinlichkeit von Mutationen zu verringern. Deshalb seien die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten eine zentrale Stütze der globalen Impfplattform COVAX.

Sie stehe zu der Entscheidung, den Weg einer ordentlichen Marktzulassung über die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA zu gehen statt eiliger, nationaler Notzulassungen, sagte von der Leyen. Aber es gebe auch einige Lehren aus dem Prozess. „Wir müssen die Weitergabe von Daten aus klinischen Studien an die EMA verbessern. Und deshalb starten wir jetzt ein neues europäisches Netzwerk für klinische Studien. Parallel dazu wird unsere Kommissarin für Gesundheit, Stella Kyriakides, an einem regulatorischen Rahmen arbeiten, der es der EMA ermöglicht, Impfstoffe so schnell wie möglich zu prüfen.“

Eine weitere Lektion betreffe die Massenproduktion von Impfstoffen. „Zu Recht waren wir alle sehr auf die Entwicklung von Impfstoffen fokussiert. Aber insgesamt haben wir die Schwierigkeit der Massenproduktion unterschätzt. Normalerweise dauert es fünf bis zehn Jahre, um einen neuen Impfstoff herzustellen. Wir haben es in zehn Monaten geschafft. Das ist eine große wissenschaftliche Leistung! Wir sollten stolz darauf sein“, so von der Leyen.

Aber die Herstellung von neuen Impfstoffen sei ein sehr komplexer Prozess. „Es ist einfach nicht möglich, einen Produktionsstandort über Nacht einzurichten. Außerdem enthalten diese Impfstoffe bis zu 400 Komponenten – und an der Produktion sind bis zu 100 Unternehmen beteiligt. Deshalb haben wir unter der Leitung von Thierry Breton, unserem Kommissar für den Binnenmarkt, eine Task Force zur Steigerung der industriellen Produktion von Impfstoffen eingerichtet. Das Ziel ist es, Probleme zu erkennen und bei deren Lösung zu helfen. Die Industrie muss sich an das Tempo der Wissenschaft anpassen.“

„Wir alle geben unser Bestes im Kampf gegen das Virus. In den Familien, in den Städten und Gemeinden, in den Mitgliedstaaten und auf der europäischen Ebene“, sagte von der Leyen. „Das sollten wir uns gegenseitig nicht absprechen. Wir werden diese Herausforderung nur bewältigen, wenn wir zusammenhalten. Unser gemeinsamer Feind, das ist das Virus.“

Links zum Thema:

Rede von Präsidentin von der Leyen im Europäischen Parlament

Mitschnitt der Rede und der anschließenden Debatte

Quelle dieser Informationen: EU-Nachrichten der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland.