EU-Kommission gibt Startschuss für das Europäische Jahr der Kompetenzen 2023 © Europäische Union, 2020, Quelle: EU-Kommission - Audiovisueller Dienst, Fotograf*in: Etienne Ansotte

12.10.2022 Brüssel. Mehr Investitionen in die Aus- und Weiterbildung, Erwerb von arbeitsmarktrelevanten Kompetenzen, Anwerbung von Drittstaatsangehörigen: Die EU-Kommission sagt mit dem Europäischen Jahr der Kompetenzen 2023 dem Fachkräftemangel in Europa den Kampf an. Sie hat heute den Vorschlag der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, 2023 zum Europäischen Jahr der Kompetenzen auszurufen, angenommen.

Drei Viertel der Unternehmen in der EU berichten über Schwierigkeiten bei der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften und nur 37 Prozent der Erwachsenen bilden sich regelmäßig weiter. Vier von zehn Erwachsenen und jede dritte Arbeitskraft in Europa verfügen nicht über die grundlegenden digitalen Kompetenzen. Bereits 2021 wurde in 28 Berufen – vom Baugewerbe über das Gesundheitswesen bis hin zum Ingenieurwesen und zur IT – über einen Arbeitskräftemangel geklagt.

Die EU-Kommission schlägt vor, gemeinsam mit allen Partnern in der EU dem lebenslangen Lernen neue Impulse zu verleihen durch:

  • die Förderung verstärkter, wirksamerer und inklusiver ausgerichteter Investitionen in die Aus- und Weiterbildung, um das volle Potenzial der Arbeitskräfte in Europa zu nutzen und die Menschen beim Übergang von einem Arbeitsplatz zum nächsten zu unterstützen;
  • die Gewährleistung arbeitsmarktrelevanter Kompetenzen, auch in Zusammenarbeit mit Sozialpartnern und Unternehmen;
  • die Abstimmung der Ziele, Wünsche und Kompetenzen der Menschen auf die auf dem Arbeitsmarkt gebotenen Chancen, insbesondere diejenigen, die sich aus dem ökologischen und dem digitalen Wandel und der wirtschaftlichen Erholung ergeben. Ein besonderer Schwerpunkt wird darauf liegen, mehr Menschen, insbesondere Frauen und junge Menschen und vor allem diejenigen, die weder arbeiten, noch eine Schule besuchen oder eine Ausbildung absolvieren, auf den Arbeitsmarkt zu bringen;
  • die Anwerbung von Drittstaatsangehörigen mit den in der EU benötigten Kompetenzen, unter anderem durch bessere Lernangebote, die Stärkung der Mobilität sowie die leichtere Anerkennung von Qualifikationen.

Die EU-Kommission wird dazu Weiterbildungs- und Umschulungsmöglichkeiten und den Austausch zwischen den Partnern fördern. Außerdem sollen Instrumente für die Datenerfassung, mehr Transparenz und leichterer Anerkennung von Qualifikationen anerkannt werden.

Für die Koordinierung der einschlägigen Tätigkeiten auf nationaler Ebene zu gewährleisten, fordert die Kommission die Mitgliedstaaten auf, einen nationalen Koordinator für das Europäische Jahr der Kompetenzen zu benennen.

EU-Initiativen zur Förderung der Kompetenzentwicklung

Bereits laufende EU-Initiativen zur Förderung der Kompetenzen und des Kompetenzerwerbs:

  • Die Europäische Kompetenzagenda bildet den Rahmen für die kompetenzbezogene Zusammenarbeit in der EU und wird Einzelpersonen und Unternehmen weiterhin dabei unterstützen, sich mehr und bessere Kompetenzen anzueignen und diese einzusetzen.
  • Dem Kompetenzpakt im Rahmen der Kompetenzagenda haben sich bislang mehr als 700 Organisationen angeschlossen, und es wurden zwölf groß angelegte Partnerschaften in strategischen Sektoren geschlossen, die die Weiterbildung von bis zu 6 Millionen Menschen zugesagt haben.
  • Die Kommission hat mit den Mitgliedstaaten einen strukturierten Dialog über digitale Bildung und digitale Kompetenzen aufgenommen.
  • Die Kommission hat außerdem neue Initiativen vorgeschlagen, um den Fachkräftemangel in der EU zu beheben und die Zusammenarbeit im Bereich Migration zu verbessern. Die Einführung eines EU-Talentpools und von Fachkräftepartnerschaften mit ausgewählten Drittlandspartnern wird dazu beitragen, die Kompetenzen der an einer Erwerbstätigkeit in Europa Interessierten auf den Bedarf des Arbeitsmarktes abzustimmen. Dabei handelt es sich um ein zentrales Ziel im Rahmen des neuen Migrations- und Asylpakets.
  • Die im Juli angenommene neue europäische Innovationsagenda beinhaltet eine Leitinitiative sowie eine Reihe von Maßnahmen, durch die für unsere Talente ein förderliches Umfeld geschaffen werden soll.
  • In der im Januar angenommenen europäischen Hochschulstrategie werden insgesamt 50 Maßnahmen vorgeschlagen, die bei einem breiten Spektrum von Lernenden, einschließlich lebenslang Lernender, entscheidend zur Entwicklung hochwertiger und zukunftssicherer Kompetenzen beitragen und sie zu Menschen mit kreativem und kritischem Denkvermögen und Problemlösungskompetenz sowie zu aktiven und verantwortungsbewussten Bürgerinnen und Bürgern machen.
  • Die europäische Plattform für digitale Kompetenzen und Arbeitsplätze ist eine Initiative im Rahmen der Fazilität Connecting Europe. Sie bietet Informationen und Ressourcen zu digitalen Kompetenzen wie etwa ein Instrument zur Selbstbewertung der digitalen Kompetenzen sowie Schulungs- und Finanzierungsmöglichkeiten.
  • Mit der EU-Koalition für digitale Kompetenzen und Arbeitsplätze wird die bei den digitalen Kompetenzen verzeichnete Kluft angegangen, indem Mitgliedstaaten, Sozialpartner, Unternehmen, gemeinnützige Organisationen und Bildungsanbieter zusammengebracht werden, um das Bewusstsein zu schärfen und um Organisationen zu ermutigen, verschiedene Maßnahmen zur Förderung der Vermittlung digitaler Kompetenzen zu ergreifen, z. B. die Planung einer Digitalkompetenzinitiative.

EU-Mittel und EU-Unterstützung für Investitionen in Kompetenzen

Es stehen EU-Mittel in beträchtlichem Umfang sowie technische Unterstützung zur Verfügung, um die Investitionen der Mitgliedstaaten in Weiterbildung und Umschulung zu fördern:

  • Der Europäische Sozialfonds Plus (ESF+) ist mit einem Budget von über 99 Mrd. EUR für den Zeitraum 2021–2027 das wichtigste Instrument der EU für Investitionen in Menschen.
  • Im Rahmen der Aufbau- und Resilienzfazilität können Reformen und Investitionen der Mitgliedstaaten, auch in den Bereichen Kompetenzen und Beschäftigung, unterstützt werden. In den bislang von der Kommission und dem Rat gebilligten nationalen Aufbau- und Resilienzplänen sind rund 20 % der Sozialausgaben für den Bereich „Beschäftigung und Kompetenzen“ bestimmt.
  • Das Programm Digitales Europa, in dessen Rahmen strategische Finanzmittel bereitgestellt werden und unter anderem die Entwicklung eines qualifizierten Talentpools digitaler Experten unterstützt und gleichzeitig die Zusammenarbeit zwischen den EU-Mitgliedstaaten und Interessenträgern im Bereich digitale Kompetenzen und Arbeitsplätze verbessert wird, verfügt über 580 Mio. EUR für die Entwicklung fortgeschrittener digitaler Kompetenzen.
  • Mit Horizont Europa werden die Kompetenzen von in der Forschung sowie unternehmerisch und innovatorisch tätigen Menschen gestärkt, insbesondere durch die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen, den Europäischen Innovationsrat und das Europäische Technologieinstitut.
  • Aus dem Programm Erasmus+ werden mit einem Budget von 26,2 Mrd. EUR unter anderem die persönliche und berufliche Entwicklung von Lernenden und Bediensteten sowie Einrichtungen der beruflichen Aus- und Weiterbildung durch die Finanzierung von Mobilitätsaktivitäten und Partnerschaften für die europaweite Zusammenarbeit unterstützt. Darüber hinaus erhalten europäische Hochschulen, die bei der Entwicklung von Microcredentials für Ausbildung, Weiterbildung und Umschulung eine Vorreiterrolle einnehmen, Mittel aus dem Programm.

Weitere Programme zur Förderung der Kompetenzentwicklung sind das Programm InvestEU, der Europäische Fonds für die Anpassung an die Globalisierung zugunsten entlassener Arbeitnehmer, der Europäische Fonds für regionale Entwicklung, der Fonds für einen gerechten Übergang, das Europäische Solidaritätskorps, das Programm für Umwelt- und Klimapolitik (LIFE), der Modernisierungsfonds, das Instrument für technische Unterstützung und das Instrument für Nachbarschaft, Entwicklungszusammenarbeit und internationale Zusammenarbeit.

Nächste Schritte

Das Europäische Parlament und der Rat werden den Vorschlag der Kommission nun unter Berücksichtigung der Stellungnahmen des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses und des Ausschusses der Regionen erörtern.

Hintergrund

Präsidentin von der Leyen schlug in ihrer Rede zur Lage der Union 2022 vor, 2023 zum auf die Aus- und Weiterbildung ausgerichteten Europäischen Jahr der Kompetenzen auszurufen, mit dem Ziel, unsere Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, unsere Investitionen gezielter auszurichten, mit Unternehmen zusammenzuarbeiten und diese Notwendigkeiten besser mit den Zielen und Wünschen der Menschen in Einklang zu bringen sowie Talente für unseren Kontinent zu gewinnen. Der Vorschlag für ein Europäisches Jahr der Kompetenzen ist auch in der Absichtserklärung zur Lage der Union als Initiative für 2023 aufgeführt.

Links zum Thema:

Die vollständige Pressemitteilung

Vorschlag für einen Beschluss des Europäischen Parlaments und des Rates über ein Europäisches Jahr der Kompetenzen 2023

Website – Kompetenzen und Qualifikationen

 

Quelle dieser Informationen: EU-Nachrichten der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland