17.09.2018 New York/Brüssel/Berlin – Vor zehn Jahren, am 15. September 2008, musste die viertgrößte US-amerikanische Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz beantragen. Ihr Bankrott wird weitgehend als einer der entscheidenden Faktoren für den Ausbruch der Finanzkrise betrachtet, die sich wie ein Lauffeuer auf andere Kontinente ausbreitete.

In Europa entwickelte sich die Krise zu einer Banken- und Staatsschuldenkrise, so dass viele Regierungen es für notwendig hielten, Sparmaßnahmen wie Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen zur Reduzierung der Defizite einzuführen. Die EU fiel in die schwerste Rezession ihrer Geschichte. Die Staatsverschuldung in der Eurozone war 2017 mehr als 20 Prozentpunkte höher als 2007. Im gleichen Zeitraum stieg die griechische Verschuldung von 103,1 Prozent auf 178,6 Prozent des BIP, die spanische Verschuldung von 35,6 Prozent auf 98,3 Prozent und die Verschuldung in Italien erreichte 130 Prozent.

Als Antwort darauf unternahmen die EU-Institutionen und Mitgliedstaaten einige wichtige Schritte, um die Krise einzudämmen und die Integrität der Eurozone zu wahren.

So zielt die Bankenunion beispielsweise darauf ab, mit der auf europäischer Ebene ausgeübten Aufsicht strengere Anforderungen an die Banken zu stellen und stellt sicher, dass Einlagen bis zu einem Betrag von 100 000 Euro pro Person geschützt sind. Die EU hat auch das sogenannte Europäische Semester geschaffen, um die Wirtschaftspolitik auf nationaler und EU-Ebene zu diskutieren und zu koordinieren, eine strengere Überwachung der nationalen Haushalte zu gewährleisten und gleichzeitig dem Schuldenstand größere Aufmerksamkeit zu schenken.

Der Juncker-Plan oder Europäische Investitionsplan wurde initiiert, um die Investitionen in der EU, die während der Krise aufgrund eines geringen Anlegervertrauens drastisch zurückgegangen sind, anzukurbeln, indem Hindernisse und Barrieren für Investitionen abgebaut werden. Die Kapitalmarktunion wurde ebenfalls gegründet, damit Unternehmen Zugang zu den Kapitalmärkten erhalten und sich nicht nur auf Bankfinanzierungen verlassen müssen.

Es ist noch nicht vorbei

Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses, Jean Arthuis (ALDE) aus Frankreich, bezeichnet die Bankenunion als “wesentliche Verbesserung“, fügt jedoch hinzu, dass die Governance der Eurozone den wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen immer noch nicht gerecht werde. „Eine einheitliche Geldpolitik erfordert eine Wirtschaftspolitik, die über nationale Egoismen hinausgeht“, sagt er.

Die Tage der Krise sind in einigen EU-Ländern leider immer noch nicht gezählt. Griechenland hat erst vor einem Monat den Euro-Rettungsschirm verlassen, und die derzeitige Arbeitslosenquote liegt bei 19,5 Prozent. Auch die Jugendarbeitslosigkeit ist nach wie vor hoch: Sie steht bei 39,7 Prozent in Griechenland, 33,4 Prozent in Spanien und 30,8 Prozent in Italien.

Video (in englisch)