Das Europäische Parlament veröffentlicht erste Ergebnisse seiner Eurobarometer-Umfrage nach der Europawahl.

15.07.2019 Brüssel/Straßburg – Deutlich mehr junge Menschen mit einer pro-europäischen Einstellung haben bei der Europawahl 2019 ihre Stimme abgegeben. Das zeigt eine detaillierte Eurobarometer-Umfrage, die in den Wochen nach der Wahl in allen 28 EU-Staaten durchgeführt wurde. Rund 28.000 Bürgerinnen und Bürger in der ganzen EU haben Fragen zu ihrer Teilnahme an der Europawahl und zu den Themen beantwortet, die sie zur Stimmabgabe motiviert haben.

Die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger für die Europäische Union bleibt auf dem höchsten Niveau seit 1983. Das zeigen die ersten Ergebnisse der Eurobarometer-Umfrage, die das Europäische Parlament am 12. Juli veröffentlicht hat. 68 Prozent der Befragten geben an, dass ihr Land von der Mitgliedschaft in der EU profitiert hat (+1 Prozentpunkt gegenüber Februar/März 2019).

Meine Stimme zählt

Noch bedeutsamer für die demokratische Legitimität der EU ist der starke Zuwachs an Bürgerinnen und Bürgern, die sagen, dass „ihre Stimme in der EU zählt“: 56 Prozent der Befragten teilen diese Ansicht, ein Anstieg von 7 Prozentunkten seit März 2019 und der höchste Wert seit der ersten Befragung im Jahr 2002.

 

“Bei dieser Europawahl haben die Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme auf Grundlage einer starken Unterstützung für die EU abgegeben, und mit einer viel stärkeren Überzeugung, dass ihre Stimme in der EU zählt“, sagte David Sassoli, Präsident des Europäischen Parlaments.

Die Beteiligung an der Europawahl 2019 stieg insgesamt um 8 Prozentpunkte auf 50,6 Prozent EU-weit. Das ist die höchste Beteiligung seit 1994 und EU-weit der erste Anstieg der Beteiligung an einer Europawahl seit 1979. Die stärksten Zuwächse gab es in Polen (+22 PP), Rumänien (+19 PP), Spanien (+17 PP), Österreich (+15 PP) und Ungarn (+14 PP).

Wahlbeteiligung junger Menschen um 50 Prozent gestiegen

Die Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass es die Jung- und Erstwählerinnen und -wähler waren, die die Wahlbeteiligung nach oben getrieben haben: 42 Prozent der 16/18- bis 24-Jährigen geben an, an der Europawahl teilgenommen zu haben. Damit ist die Jugendbeteiligung um 50 Prozent gestiegen, verglichen mit 28 Prozent im Jahr 2014. Ebenso stark war die Wahlbeteiligung in der Altersgruppe der 25- bis 39-Jährigen, die um 12 Punkte von 35 auf 47 Prozent gestiegen ist. Die Wahlbeteiligung der Jung- und Erstwählerinnen und -wähler übertrifft alle für andere Altersgruppen registrierten Anstiege.

 

Wählen: Bürgerpflicht, pro-europäisches Zeichen und Mittel zur Veränderung

Auf die Frage, warum die Menschen bei der Europawahl 2019 abgestimmt haben, wird die Bürgerpflicht am häufigsten genannt. Für 52 Prozent war dies der Hauptgrund, das entspricht einem Anstieg von 11 Punkten gegenüber 2014. Im Vergleich zur letzten Europawahl 2014 haben deutlich mehr Menschen gewählt, weil sie die EU unterstützen (25 Prozent, +11 PP) oder weil sie der Meinung sind, dass sie die Dinge mit ihrer Stimme verändern können (18 Prozent, +6 PP).

„Das Europäische Parlament und seine Wahlen sind Teil des normalen demokratischen Lebens der Bürgerinnen und Bürger geworden. Doch diese Wahl war mehr als nur Ausdruck der Bürgerpflicht. Die Bürgerinnen und Bürger haben gewählt, weil sie für die EU sind, weil sie glauben, dass sie die Dinge mit ihrer Stimme verändern können. Das Europäische Parlament muss nun diesen Erwartungen gerecht werden“, betonte Parlamentspräsident David Sassoli.

In 27 Mitgliedstaaten haben die Menschen vor allem deshalb abgestimmt, weil sie es als ihre Pflicht als Bürgerinnen und Bürger gesehen haben. In allen 28 Mitgliedstaaten gingen mehr Befragte als 2014 aufgrund ihrer pro-europäischen Einstellung zur Wahl und erklärten diese zu ihrer wichtigsten Motivation. Die größten Anstiege gab es hierbei in Deutschland (39 Prozent, +14 PP), Irland (27 Prozent, +15 PP), Italien (23 Prozent, +14 PP) und Spanien (23 Prozent, +15 PP).

Die Bürgerinnen und Bürger wurden auch nach den Themen gefragt, die sie zur Teilnahme an der Wahl bewegten. Die wichtigsten Themen waren Wirtschaft und Wachstum (44 Prozent), Klimawandel (37 Prozent) sowie Menschenrechte und Demokratie (37 Prozent). Mit 36 Prozent der Erwähnungen war auch „die Art und Weise, wie die EU in Zukunft funktionieren sollte“ ein bedeutender Beweggrund. In 16 Ländern nannten die Befragten Wirtschaft und Wachstum als wichtigste Angelegenheit, während der Klimawandel in acht Ländern das Top-Thema war.

„Wirtschaftsreformen, Klimawandel, die Zukunft der EU und die Verteidigung der Menschenrechte: All das sind Schlüsselfragen für das Europäische Parlament. Hier haben wir in den vergangenen Jahren unsere Spuren hinterlassen, und hier werden wir auch weiterhin die Anliegen unserer Bürgerinnen und Bürger stark vertreten“, sagte David Sassoli.

Hintergrund:

Die Nachwahlbefragung des Europäischen Parlaments wurde als Eurobarometer-Umfrage 91.5 durchgeführt. 27.464 Menschen aus der allgemeinen Bevölkerung ab 15 Jahren wurden von Kantar für das Europäische Parlament in allen 28 EU-Mitgliedstaaten persönlich befragt. Wahlbezogene Fragen wurden nur Teilnehmerinnen und Teilnehmern im wahlfähigen Alter von 18 Jahren und älter gestellt (außer 16+ in Österreich und Malta, 17+ in Griechenland). Die Feldarbeit fand vom 7. bis 26. Juni 2019 statt. Ein vollständiger Bericht sowie alle Ergebnisse und Daten werden vom Europäischen Parlament im September 2019 veröffentlicht.

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