Kommission legt Konzept für nachhaltige Meereswirtschaft vor © Europäische Union, 2020, Quelle: EU-Kommission - Audiovisueller Dienst, Fotograf*in: Jennifer Jacquemart

17.05.2021 Brüssel. Die Europäische Kommission hat heute (Montag) ein neues Konzept für eine nachhaltige blaue Wirtschaft vorgelegt. Es soll dazu beitragen, die Ziele des europäischen Grünen Deals zu verwirklichen. „Gesunde Ozeane sind die Grundvoraussetzung für eine florierende blaue Wirtschaft. Umweltverschmutzung, Überfischung und Zerstörung von Lebensräumen gefährden zusammen mit den Auswirkungen der Klimakrise die reiche marine Biodiversität, von der die blaue Wirtschaft abhängt. Wir müssen unseren Kurs ändern und eine nachhaltige blaue Wirtschaft aufbauen, bei der Umweltschutz und Wirtschaftstätigkeit Hand in Hand gehen“, so Frans Timmermans, Exekutiv-Vizepräsident für den europäischen Grünen Deal.

Virginijus Sinkevičius, EU-Kommissar für Umwelt, Fischerei und maritime Angelegenheiten, ergänzte: „Die Pandemie hat die Sektoren der Meereswirtschaft auf unterschiedliche, aber tiefgreifende Weise getroffen. Wir haben die Chance auf einen Neubeginn und wir wollen sicherstellen, dass der Schwerpunkt des Aufschwungs weg von der bloßen Nutzung der Ressourcen hin zu Nachhaltigkeit und Resilienz verlagert wird. Der grüne Wandel ist also nur mithilfe der blauen Wirtschaft möglich.“

Ein blauer Wandel für Klimaneutralität, Biodiversität und Kreislaufwirtschaft

Mit der heute vorgelegten Mitteilung möchte die Europäische Kommission die blaue Wirtschaft mit dem europäischen Grünen Deal und seinen Zielen in den Bereichen Klimaneutralität, Wiederherstellung der Biodiversität, Null-Schadstoff-Emissionen und Kreislaufwirtschaft verknüpfen.

Alle Sektoren der blauen Wirtschaft, darunter Fischerei, Aquakultur, Küstentourismus, Seeverkehr, Hafenaktivitäten und Schiffbau, müssen ihre Umwelt- und Klimaauswirkungen verringern. Die Bewältigung der Klima- und der Biodiversitätskrise erfordert gesunde Meere und eine nachhaltige Nutzung ihrer erneuerbaren Ressourcen, um Alternativen zu fossilen Brennstoffen und zur traditionellen Nahrungsmittelerzeugung zu schaffen.

Der Übergang zu einer nachhaltigen blauen Wirtschaft erfordert Investitionen in innovative Technologien. Wellen- und Gezeitenenergie, Algenproduktion, die Entwicklung innovativer Fanggeräte oder die Wiederherstellung mariner Ökosysteme werden neue grüne Arbeitsplätze und Unternehmen in der blauen Wirtschaft schaffen.

Die Mitteilung enthält eine detaillierte Agenda für die blaue Wirtschaft mit folgenden Zielen:

  • Das Ziel der Klimaneutralität und das Null-Schadstoff-Ziel erreichen – die blaue Wirtschaft kann durch die Entwicklung erneuerbarer Offshore-Energie, die Dekarbonisierung des Seeverkehrs und die umweltfreundliche Gestaltung der Häfen zum Klimaschutz beitragen. Durch einen nachhaltigen Meeresenergiemix, der schwimmende Wind-, Wärme-, Wellen- und Gezeitenenergieanlagen umfasst, könnte 2050 ein Viertel des Stroms in der EU abgedeckt werden. Häfen sind für die Konnektivität und die Wirtschaft von Europas Regionen und Ländern von entscheidender Bedeutung und könnten als Energieknotenpunkte dienen.
  • Auf Kreislaufwirtschaft umsteigen und Abfall vermeiden – durch erneuerte Standards für die Gestaltung von Fanggeräten, für das Schiffsrecycling und für die Stilllegung von Offshore-Plattformen wird die europäische Wirtschaft dank der Meeres- und Küstenwirtschaft kreislauforientierter und wird die Verschmutzung von Meeren und Stränden verringert. Dazu gehören auch Maßnahmen zur Verringerung von Umweltverschmutzung durch Kunststoffe und Mikroplastik.
  • Biodiversität erhalten und in die Natur investieren – der Schutz von 30 Prozent der Meeresfläche der EU wird den Verlust an biologischer Vielfalt umkehren, Fischbestände erhöhen, zum Klimaschutz und zur Widerstandsfähigkeit beitragen sowie erhebliche finanzielle und soziale Vorteile mit sich bringen. Die Umweltauswirkungen der Fischerei auf marine Lebensräume werden weiter minimiert.
  • Anpassung an den Klimawandel und Widerstandsfähigkeit der Küsten unterstützen – Anpassungsmaßnahmen wie die Entwicklung grüner Infrastrukturen in Küstengebieten und der Schutz der Küsten vor Erosion und Überschwemmungen werden zur Erhaltung der Biodiversität und der Landschaften beitragen und gleichzeitig dem Tourismus und der Küstenwirtschaft zugutekommen.
  • Nachhaltige Lebensmittelerzeugung sicherstellen – nachhaltige Erzeugung und neue Vermarktungsnormen für Meeresfrüchte, Nutzung von Algen und Seegras, strengere Fischereikontrolle sowie Forschung und Innovation im Bereich der zellbasierten Meeresfrüchte werden zur Erhaltung der europäischen Meere beitragen. Mit den inzwischen ebenfalls angenommenen strategischen Leitlinien der EU für eine nachhaltige Aquakultur hat sich die Kommission ebenfalls zur Förderung einer nachhaltigen Aquakultur in der EU verpflichtet.
  • Ein „Blaues Forum“ einrichten für die Nutzer des Meeres, um einen Dialog zwischen Offshore-Betreibern, Interessenträgern und Wissenschaftlern, die unter anderem in den Bereichen Fischerei, Aquakultur, Schifffahrt, Tourismus und erneuerbare Energien tätig sind, zu koordinieren und so den kooperativen Austausch im Hinblick auf die nachhaltige Nutzung der Meeresumwelt zu fördern.

Finanzierung der nachhaltigen blauen Wirtschaft

Der neue Europäische Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds – insbesondere mit seiner „BlueInvest“-Plattform und dem neuen BlueInvest-Fonds – wird den Übergang zu nachhaltigeren Wertschöpfungsketten auf der Grundlage der Tätigkeiten in Ozeanen, Meeren und an Küsten unterstützen. Um den Wandel zu finanzieren, hat die Kommission die Mitgliedstaaten nachdrücklich aufgefordert, Investitionen für eine nachhaltige blaue Wirtschaft in ihre nationalen Resilienz- und Aufbaupläne sowie in ihre nationalen operationellen Programme für verschiedene EU-Fonds von nun an bis 2027 aufzunehmen. Andere EU-Programme wie das Forschungsprogramm „Horizont Europa“ werden ebenfalls einen Beitrag leisten.

In Bezug auf private Investitionen sollten vereinbarte meeresspezifische Nachhaltigkeitsgrundsätze und -standards wie die von der EU geförderte Initiative für die Finanzierung einer nachhaltigen blauen Wirtschaft bei einschlägigen Investitionsentscheidungen berücksichtigt werden.

Hintergrund

Die blaue Wirtschaft der Europäischen Union umfasst alle Wirtschaftszweige und Sektoren im Zusammenhang mit Ozeanen, Meeren und Küsten, unabhängig davon, ob sie direkt in der Meeresumwelt (z.B. Schifffahrt, Meeresfrüchte, Energieerzeugung) oder an Land (z.B. Häfen, Werften, Küsteninfrastrukturen) angesiedelt sind. Dem jüngsten Bericht über die blaue Wirtschaft zufolge bieten die traditionellen Sektoren der blauen Wirtschaft 4,5 Millionen direkte Arbeitsplätze und generieren einen Umsatz von über 650 Milliarden Euro.

Die heute vorgelegte Mitteilung ersetzt die Mitteilung Blaues Wachstum aus dem Jahr 2012. In der Richtlinie über maritime Raumplanung werden alle Mitgliedstaaten aufgefordert, ihren Meeresraum bis 2021 förmlich zu planen.

Links zum Thema:

Blaue Wirtschaft

Indikatoren für die blaue Wirtschaft

Europäischer Grüner Deal: Kommission verabschiedet strategische Leitlinien für eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Aquakultur in der EU
Pressemitteilung der EU-Kommission vom 17.05.2021.

Q&A Sustainable Blue Economy

Quelle dieser Informationen: EU-Nachrichten der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland.