Neue Projekte bringen europäische Verteidigungsunion voran © Europäische Union, 2019, Quelle: EU-Kommission - Audiovisueller Dienst, Fotograf*in: Jennifer Jacquemart

16.06.2020 Brüssel. Mit 205 Millionen Euro aus den Pilotprogrammen des künftigen Europäischen Verteidigungsfonds fördert die EU-Kommission 19 Projekte in der Verteidigungsindustrie und zu disruptiven Technologien. Beteiligt sind viele kleine und mittlere Unternehmen aus 24 Mitgliedstaaten. Es geht unter anderem um die Entwicklung von taktischen Drohnen, Big-Data-Systemen für die Satellitenüberwachung und Plattformen für die Lageerfassung im Cyberraum. „Diese vielversprechenden Projekte zeigen, dass die EU in der Lage ist, die Zusammenarbeit zwischen der europäischen Verteidigungsindustrie und den Mitgliedstaaten zu fördern und zu unterstützen. Durch die Entwicklung von Spitzentechnologien und Verteidigungsfähigkeiten stärken wir die Widerstandsfähigkeit und strategische Autonomie der EU“, sagte Binnenmarktkommissar Thierry Breton.

Die Kernelemente der heute angekündigten Ergebnisse aus dem Vorläuferprogramm zur Verteidigungsforschung (Preparatory Action on Defence Research, PADR) und dem Europäischen Programm zur industriellen Entwicklung im Verteidigungsbereich (European Defence Industrial Development Programme, EDIDP), sind folgende:

  • Hohe Beteiligung: Insgesamt haben sich 441 Einrichtungen mit 40 Vorschlägen an Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen im Rahmen des EDIDP beteiligt. 223 Einrichtungen, die an 16 Vorschlägen beteiligt sind, werden durch das EDIDP unterstützt.
  • Breite geografische Abdeckung: An den EDIDP-Projekten sind Teilnehmer aus 24 Mitgliedstaaten beteiligt.
  • Starke Beteiligung von KMU: Bei 37 Prozent der Einrichtungen, die Mittel aus dem EDIDP erhalten, handelt es sich um KMU (insgesamt 83). Dies unterstreicht die Bedeutung KMU-spezifischer Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen und spezieller KMU-Boni.
  • Positive Auswirkungen auf die Zusammenarbeit: An den im Rahmen des EDIDP ausgewählten Vorschlägen sind durchschnittlich 14 Einrichtungen aus sieben Mitgliedstaaten beteiligt.
  • Vollständige Kohärenz mit anderen Verteidigungsinitiativen der EU, insbesondere der Ständigen Strukturierten Zusammenarbeit (SSZ): Bei neun Vorschlägen, die im Rahmen des EDIDP finanziert werden, handelt es sich um SSZ-Projekte.
  • Beitrag zur strategischen Autonomie der EU: Die EDIDP-Vorschläge stehen im Einklang mit den wichtigsten Prioritäten im Hinblick auf die Fähigkeiten, die die Mitgliedstaaten auf europäischer Ebene im Rahmen des Fähigkeitenentwicklungsplans vereinbart haben.
  • Offen für Tochterunternehmen, die von einem Drittland kontrolliert werden: Die Ergebnisse des EDIDP zeigen, dass die Möglichkeit besteht, in der EU ansässige, von Drittländern oder Einheiten aus Drittländern kontrollierte Tochterunternehmen einzubeziehen, sofern sie angemessene, von den Mitgliedstaaten gebilligte Sicherheitsgarantien erfüllen. Dies gilt insbesondere für vier Teilnehmer, die von Rechtspersonen aus Kanada, Japan und den Vereinigten Staaten kontrolliert werden.
  • Förderung disruptiver Technologien: Durch die PADR werden erstmals drei Projekte gefördert, die sich mit disruptiven Technologien befassen, und zwar durch gezielte Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen zur Vorbereitung des künftigen Europäischen Verteidigungsfonds (EVF), der bis zu 8 Prozent seines Budgets für disruptive Maßnahmen vorsieht. Diese sind wichtig, um zu gewährleisten, dass Europa weiterhin an der Spitze der technologischen Entwicklung steht.

Die heute angekündigten Projekte werden die Entwicklung europäischer Verteidigungsfähigkeiten voranbringen. Hierzu gehören beispielsweise: Drohnen und verwandte Technologien (schwer entdeckbare Drohnen und taktische Drohnen, „Detect-and-Avoid“-Systeme für militärische Drohnen, Edge-Computing-Plattformen für Drohnen), Weltraumtechnologien (militärisch einsetzbare verschlüsselte Galileo-Empfänger, militärisch einsetzbare optische Nutzlast für kleine Satelliten, Big-Data-Systeme für die Satellitenüberwachung), unbemannte Bodenfahrzeuge‚ Hochpräzisions-Flugkörpersysteme (BLOS – Panzerabwehrraketen), künftige Marineplattformen, luftgestützte elektronische Angriffsfähigkeiten, taktische und Hochsicherheitsnetze, Plattformen für die Cyberraumlageerfassung, oder aktive Tarntechnologien der nächsten Generation.

Diese Projekte kommen zu den 15 anderen Forschungsprojekten hinzu, die seit 2017 bereits über die PADR und die anstehende direkte Unterstützung von zwei Großprojekten (MALE-Drohne und ESSOR) finanziert wurden.

Hintergrund

Das Europäische Programm zur industriellen Entwicklung im Verteidigungsbereich (EDIDP) mit einem Volumen von 500 Millionen Euro für den Zeitraum 2019-2020 und die vorbereitende Maßnahme im Bereich Verteidigungsforschung (PADR) mit einem Budget von 90 Millionen Euro für den Zeitraum 2017-2019 sind Pilotprogramme des künftigen Europäischen Verteidigungsfonds zur Förderung einer innovativen und wettbewerbsfähigen industriellen Basis im Verteidigungsbereich und der strategischen Autonomie der EU. Die PADR deckt die Forschungsphase von Verteidigungsgütern, einschließlich disruptiver Technologien, ab, während mit EDIDP Verbundprojekte im Zusammenhang mit der Entwicklung unterstützt werden, von der Planung bis hin zu Prototypen.

Im April 2020 wurden weitere 12 Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen im Rahmen des EDIDP mit einem Gesamtbudget von über 160 Millionen Euro veröffentlicht, was den Bedarf an kritischen Fähigkeiten widerspiegelt. Vorschläge für die Runde 2020 müssen bis zum 1. Dezember 2020 eingereicht werden. Weitere Informationen zu den Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen im Rahmen des EDIDP 2020 finden Sie auf dem Portal Funding & tender opportunities („Finanzierung und Ausschreibungen“).

Im Rahmen der PADR, die 2017 mit einer Laufzeit von drei Jahren gestartet wurde, werden insgesamt 18 Verbundforschungsprojekte finanziert. Die allgemeine Teilnahmequote bei den Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen im Rahmen der PADR war hoch und zeugte von einem großen Interesse der Industrie, kleinerer Unternehmen und der europäischen Forschungsgemeinschaft, sich an europäischen Verbundforschungsprojekten zu beteiligen. Die Teilnahme von KMU an den Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen im Rahmen der PADR war beachtlich: Sie machten 22 Prozent der Vorschläge aus. Rund 900 Einrichtungen mit Sitz in 27 Mitgliedstaaten beantragten im Zeitraum 2017-2019 eine Finanzierung durch die PADR. 202 erhielten eine Finanzierung.

Die Verteidigungsindustrie der EU beschäftigt 440.000 hoch qualifizierte Mitarbeiter und hat viele positive Ausstrahlungseffekte auf zivile Anwendungen. Es handelt sich um eine zunehmend duale Industrie, was der Gesamtwirtschaft zugutekommt. Die Verteidigungsindustrie wird stark unter der Coronavirus-Krise leiden. Die Freigabe von mehr als 200 Millionen Euro wird dazu beitragen, ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihr Innovationspotenzial zu fördern – unter anderem, indem durch eine Hebelwirkung von mehr als 113 Millionen Euro Anreize für Investitionen der Mitgliedstaaten in FuE geschaffen werden.

Links zum Thema:

Der Europäische Verteidigungsfonds: 5,5 Mrd. EUR pro Jahr, um Europas Verteidigungsfähigkeiten zu stärken
Presseinformation der EU-Kommission vom 07.06.2017.

Europäischer Verteidigungsfonds finanziert neue europaweite Forschungsprojekte
Presseinformation der EU-Kommission vom 16.02.2018.

EU-Haushalt: eine stärkere Rolle der EU als Sicherheits- und Verteidigungsgarantin
Presseinformation der EU-Kommission vom 13.06.2018.

Verteidigung: Europäische Kommission ebnet den Weg für erste gemeinsame Industrieprojekte im Rahmen des EU-Haushalts
Presseinformation der EU-Kommission vom 12.02.2019.

Weitere Informationen zum PADR-Arbeitsprogramm und zu Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen

Weitere Informationen zum EDIDP-Arbeitsprogramm und zu Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen

Informationsblatt zur EDIDP-Aufforderung vom April

Informationsblatt zu PADR-Projekten vom April

Quelle dieser Informationen: EU-Nachrichten der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland