08.05.2019 Brüssel. Sachsen wird künftig mit EU-Hilfe neue Geschäftsmodelle ausloten können, die zur Dekarbonisierung der regionalen Automobilindustrie beitragen. Das heute (Mittwoch) in Brüssel vorgestellte Projekt erhält eine Finanzhilfe in Höhe von 300.000 Euro. Sachsen erhält als eine von 12 europäischen Pilotregionen Unterstützung beim Strukturwandel hin zu einer innovativen, CO2-armen Wirtschaft. Die von der Kommission angestoßene Pilotmaßnahme soll den Regionen helfen, wirtschaftlichen Wandel durch intelligente Spezialisierung zu erreichen, d.h. die Regionen setzen auf Wettbewerbsnischen, in denen sie besonders stark sind, um sich Innovation, Dekarbonisierung und Digitalisierung zu eigen zu machen und die für die Zukunft benötigten Qualifikationen zu entwickeln. Bei einem runden Tisch in Brüssel präsentiert die Kommission heute Nachmittag die ersten Ergebnisse der vor einem Jahr eingeleiteten Initiative.

Die Regionen und Mitgliedstaaten hatten sich bei der Kommission um finanzielle und fachliche Unterstützung bei der Bewältigung des industriellen Wandels und der Ausarbeitung von Entwicklungsstrategien auf der Grundlage ihrer Wettbewerbsnischen – der sogenannten „intelligenten Spezialisierung“ – beworben. Im vergangenen Jahr haben Kommissionsexperten gemeinsam mit nationalen und regionalen Behörden untersucht, wodurch das Wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen behindert werden. Als erstes Ergebnis dieser Initiative werden zwölf Pilotprojekte eingeleitet – je eines pro Region bzw. Mitgliedstaat –, um spezifische Hindernisse für den industriellen Wandel anzugehen. Jedes der heute vorgestellten Projekte erhält eine Finanzhilfe in Höhe von 300.000 Euro.

EU-Regionalkommissarin Corina Crețu erklärte: „Ausgehend von den ersten Ergebnissen dieser Initiative möchte ich alle Regionen ermuntern, sich ein Beispiel daran zu nehmen und festzustellen, welche Schwächen sie angehen müssen und auf welchen Stärken sie aufbauen können, damit sie in der Wertschöpfungskette unserer globalisierten Wirtschaft aufsteigen können. Hierfür werden im nächsten langfristigen EU-Haushalt mehr als 90 Milliarden Euro an Kohäsionsmitteln für Investitionen in Forschung, Innovation und kleine und mittlere Unternehmen bereitgestellt.“

Kantabrien, Spanien: Aufgrund des technologischen Wandels wurden im regionalen Agrar- und Lebensmittelsektor zahlreiche Arbeitsplätze abgebaut. Dank der EU-Finanzhilfe startet die Region ein Projekt zur Umschulung und beruflichen Eingliederung in diesem Sektor.

Centre-Val de Loire, Frankreich: Die Region möchte die Menschen mit den Kompetenzen für die Arbeitsplätze von morgen ausstatten. Das von der EU geförderte Pilotprojekt wird lokalen kleinen und mittleren Unternehmen in traditionellen Sektoren dabei helfen, Kenntnisse und digitale Kompetenzen zu entwickeln.

Grand Est, Frankreich: Um den Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft zu bewerkstelligen, wird die Region mithilfe der EU-Finanzhilfe ein Zentrum einrichten, in dem Lösungen für die Energiewende in den örtlichen Unternehmen erprobt werden.

Hauts-de-France, Frankreich: Im Hinblick auf die Anpassung an den digitalen und technologischen Wandel wird die Region innovative kleine und mittlere Unternehmen vor Ort dabei unterstützen, digitale Technologien in ihre Produktionsprozesse bzw. ihr Produktdesign zu integrieren.

Litauen: Mithilfe der EU-Finanzhilfe wird ein landesweiter Fahrplan für die Kreislaufwirtschaft in der gesamten litauischen Industrie eingeführt.

Ost-/Nordfinnland, Finnland: Die Region wird den dort ansässigen Unternehmen dabei helfen, Innovationen von anderen Akteuren wie Universitäten oder Gründerzentren zu nutzen und ein Pilotprojekt zur Förderung und Finanzierung interregionaler Innovationen in der Forst- und Holzwirtschaft einleiten.

Greater Manchester, Vereinigtes Königreich: Die Region wird dank der EU-Finanzhilfe eine „Charta für gute Beschäftigung“ („Good Employment Charter“) entwickeln, durch die Kompetenzen, Beschäftigungsqualität, Produktivität und Löhne in lokalen Unternehmen verbessert werden sollen.

Nördliches Mittelschweden, Schweden: Um den Übergang zu einer CO2-armen Kreislaufwirtschaft zu bewältigen, wird die Region ein Labor für ressourceneffiziente Lösungen für lokale Unternehmen einrichten.

Piemont, Italien: Die Region möchte die offene Innovation fördern und Finanzierungsmechanismen für Innovationen entwickeln. Dank der EU-Finanzhilfe werden neue Lösungen für die Verwaltung und Finanzierung lokaler Industriecluster und die regionale Verbreitung von Innovationen erprobt.

Sachsen, Deutschland: Die Region wird die EU-Finanzhilfe nutzen, um neue Geschäftsmodelle auszuloten, die zur Dekarbonisierung der regionalen Automobilindustrie beitragen können.

Slowenien: Das Land wird eine kollaborative virtuelle und reale Plattform einrichten, um die slowenische Industrie 4.0 zu entwickeln, die Bereiche wie Cybersicherheit, Cloud-Computing, Big Data oder Robotik umfasst.

Wallonien, Belgien: Die Region wird neue Lösungen im Bereich Kunststoffe, von der Produktion bis hin zum Verbrauch und Recycling, testen und Kreislaufprozesse in lokalen kleinen und mittleren Unternehmen fördern.

Hintergrund

Die Vorteile der Globalisierung sind breit gestreut, die Kosten hingegen sind oft vor Ort zu tragen. Einige Regionen konnten die wachsenden Handelsmöglichkeiten für sich nutzen, andere dagegen haben noch immer Anpassungsschwierigkeiten und tun sich schwer damit, sich Innovation, Digitalisierung und Dekarbonisierung zu eigen zu machen und die in einer globalisierten Wirtschaft benötigten Kompetenzen zu entwickeln.

Die zwölf Regionen und Mitgliedstaaten weisen viele Gemeinsamkeiten auf: In allen wurden in den vergangenen 15 Jahren Arbeitsplätze in der Industrie abgebaut; Wettbewerbsnischen und die Bereitschaft zum Umbau der Wirtschaft sind jedoch vorhanden. Im Juli 2017 legte die Kommission die Mitteilung „Stärkung der Innovation in Europas Regionen“ vor und leitete zwei Initiativen ein: eine Initiative zum industriellen Wandel, deren Ergebnisse heute vorgestellt werden, und eine Initiative zur Einrichtung interregionaler Partnerschaften für Innovation‚ deren Ergebnisse im Dezember 2017 vorgelegt wurden.

Links zum Thema:

Broschüre – Industrieller Wandel: keine Region wird zurückgelassen

Factsheet – Eine zukunftsfähige EU-Industrie

Die Globalisierung meistern: Regionen können von EU-Unterstützung für den Aufbau widerstandsfähiger Volkswirtschaften profitieren
Presseinformation der EU-Kommission vom 29.09.2017.

Regionen im industriellen Wandel: Neue Unterstützung durch die Kommission beim Aufbau einer widerstandsfähigen, CO2-armen Wirtschaft
Presseinformation der EU-Kommission vom 12.12.2017.

Mehr Unterstützung durch die Kommission beim Aufbau einer widerstandsfähigen und wettbewerbsfähigen Wirtschaft
Presseinformation der EU-Kommission vom 07.03.2018.

Quelle dieser Informationen: EU-Nachrichten der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland.