Sechs Millionen Euro Förderung für niedersächsisch-niederländische Projekte © Niedersächsisches Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung

13.07.2018 Hannover – Fünf Innovationsprojekte in der niedersächsisch-niederländischen Grenzregion dürfen jetzt mit öffentlicher Förderung in einer Gesamthöhe von sechs Millionen Euro rechnen.

Das haben die Lenkungsausschüsse der Ems Dollart Region (EDR) und der Euregio vor wenigen Tagen beschlossen. Die Empfänger sitzen unter anderem in Leer, Emden, Papenburg, Sögel, Lingen, Haaren und Osnabrück.

Den größten Anteil der Fördersumme steuert mit vier Millionen Euro die Europäische Union durch das Interreg A-Programm „Deutschland-Nederland“ bei. Jeweils eine Million Euro kommen vom Land Niedersachsen sowie von den niederländischen Provinzen und dem Wirtschaftsministerium in Den Haag. Die Projektpartner selbst – Hochschulen, Unternehmen und kommunale Institutionen – erbringen vier Millionen, so dass insgesamt zehn Millionen Euro für Investitionen zur Verfügung stehen. Das Geld soll u.a. verwendet werden für die Erforschung klimaschonender Schiffsantriebe, für die Entwicklung grenzüberschreitender Strommärkte aber auch zum Schutz immateriellen Kulturerbes in der deutsch-niederländischen Grenzregion.

„Die Menschen im niedersächsischen Nordwesten und in den niederländischen Provinzen Groningen, Friesland, Drenthe und Overijssel wissen schon seit Jahrzehnten, dass die deutsch-niederländische Grenze ihren trennenden Charakter verloren hat. Niedersachsen und Niederländer leben in dieser Region dieselben Leben, haben dieselben Interessen und gehen mit denselben Problemen um. Da ist es nur logisch, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu fördern“, sagte Niedersachsens Europaministerin Birgit Honé am Freitag in Hannover. „Ich freue mich sehr, dass sich mein Ministerium mit einer Million Euro an der Förderung beteiligt.“

Durch den grenzübergreifenden Wissensaustausch und die Zusammenarbeit von Unternehmen, Behörden, Ausbildungsinstituten und Bildungsträgern werde die regionale Wissenskompetenz gestärkt und der regionale Ausbildungs- und Arbeitsmarkt immer attraktiver. „So rücken die ehemaligen Randgebiete ins Zentrum einer pulsierenden deutsch-niederländischen Region. Es gibt kein besseres Beispiel dafür, welche Vorteile die Überwindung der alten Grenzen mit sich bringt“, so die Ministerin. „Wer jetzt in Europa versucht, alte Grenzen wieder aufzurichten, handelt fahrlässig und schadet sich selbst.“ Sie fordert die Europäische Union auf, die grenzübergreifende Förderung zu stärken und auch in Zukunft weiter finanziell zu unterstützen. Honé: „Es gibt kaum eine bessere Werbung für Europa.“

Hintergrund

Die Ems Dollart Region (EDR) ist ein 1977 gegründeter grenzübergreifender Zweckverband, der die Zusammenarbeit zwischen den nordwest-niedersächsischen Landkreisen und den niederländischen Provinzen, Groningen, Friesland und Drenthe koordiniert. Das Büro der EDR hat seinen Sitz in Bad Nieuweschans an der deutsch-niederländischen Grenze.

Die Euregio ist das südliche Pendant der EDR, in dem sich Kommunen aus dem Münsterland und dem südwestlichen Niedersachsen mit ihren Nachbarn aus den östlichen Niederlanden zu einem Zweckverband zusammengeschlossen haben. Die Wurzeln der Euregio reichen sogar bis ins Jahr 1958 zurück. Sie hat ihren Sitz in Gronau.

Die geförderten Projekte sind:

COASTS – „CO2-Abfang, -Speicherung und -Transfer in der Schifffahrt“
Im Projekt sollen Technologien für eine umweltfreundlichere und CO2-ärmere Schifffahrt entwickelt werden. Ziel ist die Überprüfung bereits bestehender stationärer landseitiger CO2-Abfang-Anlagen und deren Anpassung für die Schifffahrt. Ein vergleichbares System dieser Art ist für die Schifffahrt aktuell weltweit nicht vorhanden. Das Projekt setzt damit umwelt- und verkehrspolitische Ziele Deutschlands, der Niederlande und der EU für den Bereich Schifffahrt um und trägt dazu bei, die Klimaziele des Abkommens von Paris 2015 zu erreichen.
Nds. Projektpartner: MARIKO GmbH in Leer
Meyer Werft, Papenburg
Hochschule Emden/Leer
Hafenvereinigung e. V. Leer
Gesamtkosten: 329.425,00 €
EFRE-Zuschuss: 164.712,50 €
Zuschuss des Landes Niedersachsen: 32.942,50 €

BioÖkonomie-Grüne Chemie
Im Projekt ist u. a. die Gewinnung von Inhaltsstoffen beispielsweise aus Pflanzen und Fettsäuren geplant. Weiterhin sollen Produktentwicklungen im Zusammenhang mit Nassanbau (Paludikulturen) durchgeführt werden. Diese erfolgen in enger Zusammenarbeit zwischen beteiligten Hochschulen und KMU. Außerdem steht die Materialentwicklung im Fokus dieses Projektes. Um den Informationstransfer über die Grenzregion hinweg zu fördern, werden jährlich Treffen für die gesamte Grenzregion organisiert, zu dem biobasierte Programme und Kooperationsverbände eingeladen werden.
Nds. Projektpartner: Ems Dollart Region in Bad Nieuweschans;
Hochschule Osnabrück und
Kompetenzzentrum 3 N e. V. in Werlte
Gesamtkosten: 6.668.319,00 €
EFRE-Zuschuss: 2.500.000,00 €
Zuschuss des Landes Niedersachsen: 773.387,00 €

Smart Energy Region Emmen – Haaren (SEREH)
Mit dem Projekt wollen die Gemeinde Emmen und die Stadt Haren (Ems) die Voraussetzungen schaffen, einen dezentralen grenzüberschreitenden Strom- und Energiemarkt zu installieren. Das wäre einzigartig in Europa. Technologische, marktwirtschaftliche und rechtliche Hürden hierfür werden im Projekt untersucht, Lösungen sollen entwickelt werden. Begleitet werden sollen die Aktivitäten durch einen umfangreichen nationalen und europäischen Stakeholder- und Politik-Dialog.
Nds. Projektpartner: Gemeinde Haaren (Ems)
Gesamtkosten: 1.488.290,93 €
EFRE-Zuschuss: 744.145,47 €
Zuschuss des Landes Niedersachsen: 148.829,09 €

Grenzkultur- immaterielles Kulturerbe im 21. Jahrhundert
Anlässlich des Europäischen Kulturerbe-Jahres 2018 sollen das immaterielle Kulturerbe der Regionen Emsland, Grafschaft Bentheim und Provinz Drenthe verstärkt in das öffentliche Bewusstsein gerückt werden. Dabei stehen die Verbindung von Tradition und Moderne, die Vermittlung immateriellen Kulturgutes und die Entwicklung gemeinsamer Zukunftsstrategien im Umgang mit dem Kulturerbe im Mittelpunkt des Vorhabens. Diese Themen werden in grenzüberschreitender Perspektive erarbeitet und in gemeinsamen Veranstaltungen und Projekten einer breiten Öffentlichkeit präsentiert.
Nds. Projektpartner: Emsländische Landschaft in Sögel
Emslandmuseum in Lingen
Gesamtkosten: 388.800,00 €
EFRE-Zuschuss: 191.340,00 €
Zuschuss Niedersachsen: 38.800,00 €

GrenzInfopunkt EUREGIO (GIP)
Das Projekt hat das Ziel, das Angebot des GrenzInfoPunktes in der EUREGIO weiterzuentwickeln und zu professionalisieren. Das Angebot soll stärker auf die Beratung und Begleitung von Arbeitgebern ausgerichtet werden und den wichtigsten Arbeitsmarktakteuren Expertenrunden anbieten, die die vorhandenen Kenntnisse über die Grenze hinweg teilen und erweitern sowie den Austausch von Informationen koordinieren. Besondere Bedeutung wird hierbei dem Austausch über Inhalte und Anerkennung von (Berufs-)Abschlüssen beigemessen. Darüber hinaus soll das Netzwerk der GIP an der deutsch-niederländischen Grenze weiterentwickelt werden, insbesondere in Bezug auf die Qualitätssicherung und den Ausbau der Zusammenarbeit.
Leadpartner: Euregio in Gronau (auch Grafschaft Bentheim, LK Osnabrück)
Gesamtkosten: 1.015.366,05 €
EFRE-Zuschuss: 507.685,91 €
Zuschuss des Landes Niedersachsen: 50.768,36 €

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