18.01.2018 Brüssel – Zwei Monate nach dem EU-Sozial-Gipfel in Göteborg hat die Europäische Kommission am Mittwoch (17. Januar) Empfehlungen vorgelegt, wie die Bildungssysteme der Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) bei der Vermittlung von Schlüsselkompetenzen in der digitalen Bildung, bei der Förderung unternehmerischer Bildung aber auch von Grundkompetenzen wie Lesen und Schreiben, Fremdsprachen, Mathematik und Technik verbessert werden können.
Jyrki Katainen, für Arbeitsplätze, Wachstum, Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit zuständiger Vizepräsident der EU-Kommission, erklärte: „Wir müssen dafür sorgen, dass Bildung allen zugutekommt, damit alle sich an den Wandel anpassen und davon profitieren können. Dies ist nicht nur heute von grundlegender Bedeutung für das nachhaltige Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit in Europa, sondern wird es in Zukunft noch mehr sein. Wir sind bereit, uns in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten dafür einzusetzen.“
Tibor Navracsics, EU-Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend und Sport, ergänzte: „Die europäischen Systeme der allgemeinen und beruflichen Bildung müssen Menschen aus unterschiedlichsten Verhältnissen die richtigen Kompetenzen vermitteln, damit sie nicht nur im Beruf vorankommen und erfolgreich sein, sondern auch engagierte Bürgerinnen und Bürger sein können. Wir müssen die Möglichkeiten, die die Bildung bietet, besser zur Förderung des sozialen Zusammenhalts und des Gefühls der Zugehörigkeit nutzen. Das wird uns nur gelingen, wenn wir uns auf unsere gemeinsamen Werte stützen und dafür sorgen, dass die Schülerinnen und Schüler durch die Bildung in die Lage versetzt werden, ihre europäische Identität in allen ihren unterschiedlichen Facetten zu erfahren und sich mehr Wissen über Europa, andere europäische Länder und damit über sich selbst anzueignen.“
Die für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft zuständige EU-Kommissarin Mariya Gabriel fügte hinzu: „Es besteht ein echter Nachholbedarf bei den digitalen Kompetenzen. Obgleich 90 Prozent der künftigen Arbeitsplätze ein Minimum an digitalen Kompetenzen voraussetzen werden, haben 44 Prozent der EU-Bürgerinnen und -Bürger diese nicht aufzuweisen. Der Aktionsplan für digitale Bildung, den wir heute vorlegen, wird den Bürgerinnen und Bürgern Europas, den Bildungseinrichten und -systemen dabei helfen, mit den Lebens- und Arbeitsbedingungen unserer zunehmend digital geprägten Gesellschaft zurechtzukommen.“
Die EU-Kommission schlägt drei Initiativen vor:
1. Empfehlung des Rates zu Schlüsselkompetenzen für lebensbegleitendes Lernen
Auf der Grundlage der 2006 beschlossenen Empfehlung zu Schlüsselkompetenzen für lebensbegleitendes Lernen enthält dieser Vorschlag wichtige neue Ideen für die Anpassung an die rasche Entwicklung in den Bereichen Unterricht und Lernen. Er zielt darauf ab, den lebenslangen Ausbau der Schlüsselkompetenzen von Menschen aller Altersgruppen zu verbessern und den Mitgliedstaaten Leitlinien an die Hand zu geben, damit sie dieses Ziel erreichen können.
Einen besonderen Stellenwert besitzt die Förderung des Unternehmergeists und einer innovationsorientierten Einstellung, damit alle ihr persönliches Potenzial und ihre Kreativität entfalten Eigeninitiative entwickeln können. Darüber hinaus empfiehlt die EU-Kommission Schritte zur Förderung von Kompetenzen in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik, damit mehr junge Menschen motiviert werden können, einen entsprechenden Beruf zu ergreifen.
Die am Mittwoch vorgelegten Vorschläge sind auch als Beitrag zur dringend benötigten Verbesserung der euroäischen Bildungssysteme und damit zur Lösung der vielen Probleme gedacht, die in der letzten PISA-Studie zutage getreten sind. Generell werden die Maßnahmen den EU-Mitgliedstaaten dabei helfen, Lernende besser auf die sich wandelnden Arbeitsmärkte und für ein aktives bürgerschaftliches Engagement in einer von Diversität geprägten, mobilen, digitalen und globalisierten Gesellschaft vorzubereiten.
2. Aktionsplan für digitale Bildung
Der Aktionsplan legt dar, wie die EU den Bürgerinnen und Bürgern Europas sowie den Bildungseinrichtungen und -systemen dabei helfen kann, mit den Lebens- und Arbeitsbedingungen unseres durch den raschen digitalen Wandel geprägten Gesellschaft zurechtzukommen. Vorgeschlagen werden:
- bessere Nutzung digitaler Unterrichts- und Lerntechnologien;
- Entwicklung der digitalen Kompetenzen und Fertigkeiten, die für das Leben und Arbeiten in einem Zeitalter des digitalen Wandels benötigt werden und
- Verbesserung der allgemeinen und beruflichen Bildung durch bessere Datenanalyse und -antizipierung.
So sollen Schulen bei der Ausstattung mit Hochgeschwindigkeits-Breitbanddiensten unterstützt werden, ein neues Tool für Schulen zur Selbstbewertung in Bezug auf den Einsatz von Unterrichts- und Lerntechnologien (SELFIE) fortentwickelt und eine Kampagne zur Sensibilisierung für Online-Sicherheit, Medienkompetenz und Cyberhygiene durchgeführt werden.
3. Empfehlung des Rates über gemeinsame Werte, inklusive Bildung und die europäische Dimension von Unterricht und Lehre
Diese Initiative enthält Vorschläge für Möglichkeiten der Unterstützung junger Menschen, damit sie Bedeutung der in Artikel 2 des Vertrages über die Europäische Union verankerten gemeinsamen Werte besser verstehen und sich für sie engagieren. Sie zielt darauf ab, den sozialen Zusammenhalt zu stärken und einen Beitrag zur Bekämpfung von Populismus, Fremdenfeindlichkeit, spalterischem Nationalismus und die Zunahme von falschen Nachrichten (Fake News) zu leisten.
Der Vorschlag stärkt auch die inklusive Bildung, um so eine gute Bildung für alle Schülerinnen und Schüler sowie die europäische Dimension im Unterricht zu fördern, damit Kinder sich auch Wissen über das gemeinsame Erbe Europas und Diversität aneignen und über die Arbeitsweise der EU Bescheid wissen.
Um diese Ziele zu erreichen, wird die EU-Kommission Maßnahmen ergreifen, damit mehr virtuelle Austausche zwischen Schulen stattfinden können, insbesondere mithilfe des erfolgreichen e-Twinning-Netzwerks; auch Mobilitätsprojekte im Schulbereich sollen aus dem Erasmus+-Programm gefördert werden.
Hintergrundinformationen
Im November 2017 erörterten die Staats- und Regierungschefs informell das Thema allgemeine und berufliche Bildung auf der Grundlage der Mitteilung der EU-Kommisson „Stärkung der europäischen Identität durch Bildung und Kultur“. Auf diese Mitteilung folgten die Schlussfolgerungen des Europäischen Rates vom 14. Dezember 2017; darin werden die EU-Mitgliedstaaten, der Rat der EU und die EU-Kommission aufgefordert, die in Göteborg erörterte Agenda voranzubringen. Die Überarbeitung der Empfehlung des Rates zu Schlüsselkompetenzen aus dem Jahr 2006 wurde im Juni 2016 in der Europäischen Agenda für neue Kompetenzen angekündigt. Zur Vorbereitung ihres Vorschlags hat die EU-Kommission im Jahr 2017 eine öffentliche Anhörung und eine Stakeholder-Konferenz durchgeführt.
Die neuen Vorschläge werden demnächst auch auf dem ersten Europäischen Bildungsgipfel erörtert, den EU-Kommissar Navracsics am 25. Januar zum Thema „Schaffung der Grundlagen für einen europäischen Bildungsraum: Für eine innovative, inklusive und wertebasierte Bildung“ ausrichten wird.
Link zum Thema:
Neue Maßnahmen zur Förderung von Schlüssel- und Digitalkompetenzen sowie der europäischen Dimension im Bildungswesen
PresseInformation der EU-Kommission vom 17. Januar 2018 mit Links zu weiterführenden Informationen und Dokumenten zum Thema.