26.10.2018 Berlin – In den nächsten zwei Jahren wird die EU-Kommission 70 Mio. Euro in Forschung und Innovation der Arktisregion investieren. Das kündigte Forschungskommissar Carlos Moedas heute (Freitag, 26.10) in Berlin auf der Konferenz der Wissenschaftsminister zur Arktis an.
Forschungsminister, Forscher, Vertreter aus 26 Nationen und der einheimischen arktischen Bevölkerung haben sich seit gestern (Donnerstag) zusammen gefunden, um über die Kooperation in der Arktisforschung zu diskutieren. Die Europäische Kommission, das Bundesministerium für Forschung und Bildung und die finnische Regierung sind Gastgeber der Konferenz.
Der EU-Kommissar für Forschung, Wissenschaft und Innovation Carlos Moedas sagte: „Eine ambitionierte globale Klimapolitik ist die einzige sichere Lösung für die Zukunft der Arktis. Wir müssen noch viel über die Konsequenzen des Klimawandels für die Regionen um den Nordpol lernen. Nur wenn wir unsere Aktionen mit wissenschaftlichem Wissen stützen, haben wir eine Chance den Klimawandel zu verlangsamen. Darum wird die EU in den nächsten zwei Jahren 70 Millionen Euro in Arktisforschung und Innovation investieren.“
Die Temperatur von Wasser und Luft ist in der Arktis bereits deutlich über dem globalen Durchschnitt. Die Klimaerwärmung hat weitreichende Folgen für die Bevölkerung der Region und die weltweiten Klimaverhältnisse. Die Arktisregion sieht sich großen Herausforderungen aber auch wirtschaftlichen Chancen gegenüber. Ein solcher Wandel muss nachhaltig und verantwortungsvoll gestaltet werden.
Dafür ist mehr Forschungswissen über die Zustände und weitere Entwicklung der Region erforderlich. Die Konferenz wird dazu beitragen und internationale Kooperation vorantreiben. Der kürzlich veröffentlichte Bericht des IPCC über die Folgen des Klimawandels betonte erneut die Notwendigkeit von internationaler Wissenschaftskooperation in der Klimaforschung.
Hintergrund
Die Arktis – das ist der kleinste Ozean der Erde umgeben von den nördlichen Landesteilen der USA, Kanadas, Russlands und Skandinaviens – Eiswüste des hohen Nordens, endlose Schneefelder, mächtige Gletscher, Tundra, hochsensibles Ökosystem. Aber auch Heimat vieler Menschen unterschiedlicher Ethnien, Rohstoffreservoir und exklusives Reiseziel. Mit der fortschreitenden Erwärmung könnten in der Arktis schon in den nächsten 20 bis 40 Jahren eisfreie Sommer auftreten. Bereits jetzt haben das Schmelzen des Meereises und rasche Fortschritte auf dem Gebiet der Offshore-Technologien zu zunehmenden menschlichen Aktivitäten in der Region geführt, darunter Schifffahrt, Bergbau und Gewinnung von Kohlenwasserstoffen.
Bestehende nationale und internationale Beobachtungs- und Forschungsbemühungen sowie Datenmanagement-Initiativen sind noch nicht in der Lage, den Bedarf an nachhaltigen, umfassenden und integrierten Informationen über die Arktis zu decken. Die wechselseitige Zusammenarbeit und Koordinierung der Arktisbeobachtungen muss daher weiter verstärkt werden, von gemeinschaftsbasierten Observatorien auf der Grundlage von lokalem Wissen bis hin zu hochtechnisierten autonomen Systemen.
Die nachhaltige Bereitstellung von digitalen Daten und Forschungsinfrastruktur ist extrem kostenintensiv. Um allein den laufenden Betrieb von Infrastrukturen zu garantieren, müssen langfristig ausreichende Mittel zur Verfügung gestellt werden. Ein einzelner Staat kann die notwendigen Forschungsvorhaben kaum umsetzen, aufgrund der Höhe der benötigten finanziellen Mittel, der umfangreichen, notwendigen Infrastruktur und der Komplexität der Fragestellungen. Den Unsicherheiten des arktischen Wandel und zukünftigen Herausforderungen können die Staaten nur mit einer internationalen Kooperation begegnen.
Die Vernetzung der Staaten untereinander kann die Kosten senken und gleichzeitig wissenschaftliche Expertise bündeln. Mit verbesserten Beobachtungssystemen, weitreichender Forschungsinfrastruktur und dem weltweit offenen Zugang zu gewonnen Daten können klimatische Veränderungen verlässlicher vorhergesagt werden. Die resultierenden, wissenschaftlich fundierten Handlungsempfehlungen haben eine herausragende Bedeutung für den Schutz der Arktis. Mit dem wachsenden Verständnis über die arktischen Veränderungen werden Auswirkungen auf das globale Klima und die Meeresspiegel vorhersehbarer.
EU unterstützt die Arktisforschung bereits intensiv, z.B. über das Polarforschungsprojekt APPLICATE mit 8 Mio. Euro aus dem Forschungsprogramm Horizont 2020. APPLICATE hat Partner in neun Ländern, darunter das Alfred-Wegener-Institut – Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung aus Deutschland. Ziel des Projektes ist es, die Fähigkeit von Wetter- und Klimavorhersagen verbessern. Ein weiteres Projekt, Blue Action, wird mit 7,5 Mio. Euro von Horizont 2020 unterstützt und hat Partner aus 17 Ländern, darunter das Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Auch bei Blue Action geht es darum, Wetter- und Klimavorhersagen zu verbessern, sowohl kurzfristig (saisonal) wie langfristig (dekadisch).
Weitere Informationen:
Arktiskonferenz der Wissenschaftsminister am 26. Oktober 2018 in Berlin
Website zur Arktispolitik der EU
Factsheet: Eine integrierte Politik der EU für die Arktis – Häufig gestellte Fragen