Für eine geschlechtergerechte Welt: Europas Aktionsplan für Gleichstellung in der Außenpolitik © Europäische Union, 2020, Quelle: EU-Kommission - Audiovisueller Dienst, Fotograf*in: Lukasz Kobus

25.11.2020 Brüssel. Die Europäische Kommission und der Hohe Vertreter der Union für Außen- und Sicherheitspolitik haben heute (Mittwoch) ihre Pläne zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und der Stärkung der Rolle der Frau im gesamten auswärtigen Handeln der Europäischen Union vorgelegt. Trotz Fortschritten ist kein Land auf dem richtigen Weg, um bis 2030 Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen zu erreichen. Zudem sind Frauen stärken von den Folgen der COVID-19-Pandemie betroffen. Der Hohe Vertreter Josep Borrell sagte: „Wenn wir allen die gleichen Rechte gewähren, stärkt dies unsere Gesellschaften. Es macht sie reicher und sicherer. Dies ist eine Tatsache, die über Grundsatzfragen und moralische Verpflichtungen hinausreicht.“

Borrell sagte weiter: „Die Teilhabe und Führungsrolle von Frauen und Mädchen ist für Demokratie, Gerechtigkeit, Frieden, Sicherheit, Wohlstand und einen umweltfreundlicheren Planeten von entscheidender Bedeutung. Mit diesem neuen Aktionsplan für die Gleichstellung drängen wir auf mehr und schnellere Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter.“

Jutta Urpilainen‚ EU-Kommissarin für internationale Partnerschaften, fügte hinzu: „Ein stärkeres Engagement für die Gleichstellung der Geschlechter ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen weltweiten Erholung von der COVID-19-Krise und dem Aufbau gerechterer, inklusiver und wohlhabender Gesellschaften. Frauen und Mädchen stehen bei der Pandemie an vorderster Front und müssen nun bei der Erholung das Steuer übernehmen. Wir als geopolitische Kommission, die sich für Geschlechtergleichstellung und -gerechtigkeit einsetzt, wollen enger mit unseren Mitgliedstaaten und allen Partnern zusammenarbeiten, um eine wirklich gleichberechtigte Welt zu schaffen.“

Zwar wurden bei der Förderung der Rechte von Frauen und Mädchen einige bedeutende, wenn auch uneinheitliche Fortschritte erzielt, doch ist weltweit kein Land auf dem richtigen Weg, um bis 2030 Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen zu erreichen. Darüber hinaus sind Frauen und Mädchen unverhältnismäßig stark von den gesundheitlichen und sozioökonomischen Folgen der COVID-19-Krise betroffen. Unter Anderem, weil ein höherer Anteil von ihnen informell oder in anfälligen Sektoren arbeitet, gehen 1,8 mal mehr Arbeitsplätze bei Frauen verloren als bei den Männern. Die Armutsquote bei Frauen könnte um 9,1 Prozent steigen.

Um diesem Problem Rechnung zu tragen, sollen mit dem neuen EU-Aktionsplan für die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung der Rolle der Frau im auswärtigen Handeln 2021-2025 (GAP III) die Fortschritte bei der Stärkung der Stellung von Frauen und Mädchen beschleunigt und die Erfolge bewahrt werden, die im Hinblick auf die Geschlechtergleichstellung in den 25 Jahren seit der Annahme der Erklärung von Peking und ihrer Aktionsplattform erzielt wurden.

Förderung der Gleichstellung der Geschlechter im auswärtigen Handeln der EU 2021-2025

Der dritte Aktionsplan für die Gleichstellung (GAP III) bietet der EU einen politischen Rahmen mit fünf Handlungsschwerpunkten für raschere Fortschritte bei der Erfüllung internationaler Verpflichtungen und eine Welt, die jedem Möglichkeiten zur Entfaltung eröffnet. Er legt die Gleichstellung der Geschlechter als eine Priorität aller außenpolitischen Strategien und Maßnahmen fest; gibt einen Fahrplan für die Zusammenarbeit mit Interessenträgern auf nationaler, regionaler und multilateraler Ebene vor; intensiviert die Maßnahmen in strategischen Themenbereichen; fordert die Organe auf, mit gutem Beispiel voranzugehen, und stellt die Transparenz der Ergebnisse sicher.

Die fünf Handlungsschwerpunkte im Einzelnen:

1) 85 Prozent aller neuen Maßnahmen im Bereich der Außenbeziehungen werden bis 2025 zur Gleichstellung der Geschlechter und zur Stärkung der Rolle der Frau beitragen. Mit dem GAP III werden strenge Vorschriften für die sektorübergreifende Anwendung und Überwachung des Gender Mainstreaming eingeführt. Unser gesamtes auswärtiges Handeln sollte in allen Sektoren, einschließlich Infrastruktur, Digitales, Energie, Landwirtschaft und Mischfonds usw., die Geschlechterperspektive berücksichtigen und die Gleichstellung der Geschlechter fördern.

2) Eine gemeinsame strategische Vision und enge Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten und Partnern auf multilateraler, regionaler und nationaler Ebene. Mit dem GAP III wird ein gemeinsamer Ansatz für alle EU-Akteure auf Länderebene vorgeschlagen, bei dem ausgewählte strategische Fragen im Vordergrund stehen. Eine sorgfältige geschlechtsspezifische Analyse und eine enge Abstimmung mit den Mitgliedstaaten, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Frauenrechtsaktivistinnen und jungen Menschen werden dabei eine solide Grundlage für Maßnahmen vor Ort bilden.

3) In diesem Aktionsplan werden raschere Fortschritte insbesondere in den wichtigsten thematischen Schlüsselbereichen gefordert, zu denen auch die Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt und die Förderung der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Teilhabe von Frauen und Mädchen gehört. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei erneut auf dem universellen Zugang zur Gesundheitsversorgung, der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und den damit verbundenen Rechten und der Gleichstellung der Geschlechter in der Bildung sowie auf der Förderung der gleichberechtigten Teilhabe und Führung. Außerdem wird der politische Rahmen der EU für Frauen, Frieden und Sicherheit vollständig integriert und die Geschlechterperspektive in neue Politikbereiche wie den grünen Wandel und den digitalen Wandel einbezogen.

4) Mit gutem Beispiel vorangehen. Der Aktionsplan sieht vor, dass die Europäischen Union mit gutem Beispiel vorangeht, indem auf höchster politischer und Managementebene in der EU eine geschlechtergerechte Führung mit ausgewogenem Geschlechterverhältnis geschaffen wird.

5) Messung der Ergebnisse. Der GAP III verfolgt einen neuen Ansatz bei Monitoring, Evaluierung und Erkenntnisgewinnung, der den Schwerpunkt stärker auf die Messung der Ergebnisse verlagert. Die EU wird dafür ein quantitatives, qualitatives und inklusives Überwachungssystem einführen, um die öffentliche Rechenschaftspflicht zu stärken sowie Transparenz und Zugang zu Informationen über ihre Maßnahmen zur Unterstützung der Gleichstellung der Geschlechter weltweit zu gewährleisten. Die Kommission wird in Zusammenarbeit mit dem EAD ein jährliches Monitoring der Fortschritte bei der Umsetzung des GAP III durchführen.

Ein auf den Wandel der Geschlechterrollen gerichteter Ansatz

Ein zentrales Ziel des neuen Aktionsplans ist es, Frauen, Mädchen und junge Menschen in die Lage zu versetzen, ihre Rechte uneingeschränkt wahrzunehmen und ihre Teilhabe am politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben zu stärken. Der GAP III unterstützt nachdrücklich die Teilhabe und führende Rolle von Mädchen und Frauen, u.a. durch Förderung im Rahmen von Governance-Programmen und Reformen der öffentlichen Verwaltung.

Mit dem GAP III wird ein auf den Wandel der Geschlechterrollen gerichteter, intersektionaler Ansatz gefördert und die Gleichstellung der Geschlechter konsequent in alle Politikbereiche und Maßnahmen einbezogen. Mit dem Aktionsplan sollen die strukturellen Ursachen von Geschlechterungleichheit und geschlechtsspezifischer Diskriminierung angegangen und unter anderem Männer und Jungen aktiv daran beteiligt werden, geschlechtsspezifische Normen und Stereotype in Frage zu stellen. Damit alle angemessen berücksichtigt werden, zielt der Aktionsplan darauf ab, alle sich überschneidenden Dimensionen der Diskriminierung anzugehen, wobei beispielsweise Frauen mit Behinderungen, Migrantinnen und Diskriminierung aufgrund des Alters oder der sexuellen Ausrichtung besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird.

Kampagne zum Tag gegen Gewalt gegen Frauen

Am heutigen Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen startet die Kommission zudem gemeinsam mit der Fußballorganisation FIFA, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Sportgruppe des Europäischen Parlaments eine Kampagne, um das Bewusstsein über die Gefahr häuslicher Gewalt zu schärfen und ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Kinder zu fordern.

Die Kampagne richtet sich an die breite Öffentlichkeit und an Entscheidungsträger (einschließlich Empfehlungen an Regierungen), um nicht nur ihr Bewusstsein für die Risiken zu schärfen, sondern auch dafür, welche Maßnahmen sie ergreifen können, um diese Risiken zu verhindern und zu mindern.

Die Video-Aufklärungskampagne zeigt 19 ehemalige und aktuelle Fußballer, unter anderem die deutschen Fußballer Matthias Ginter und Annike Krahn.

Video 1: Tipp an Opfer 1 mit Annike Krahn

Video 2: Tipp an Opfer 2 mit Annike Krahn

Video 3: Unterstützung für Opfer mit Matthias Ginter

Video 4: Hinweis an Täter mit Matthias Ginter

Video 5: Hinweis an staatliche Behörden mit Diego Benaglio aus der Schweiz

Die Videokampagne kann hier zu redaktionellen Zwecken heruntergeladen werden.

Links zum Thema:

Die vollständige Pressemitteilung

Gemeinsame Mitteilung – EU-Aktionsplan für die Gleichstellung (Gender Action Plan – GAP) III

Quelle dieser Informationen: EU-Nachrichten der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland.